Cornelius Friesendorf

Gefährliche Gemengelage

Polizei, Militär und Probleme der Sicherheitssektorreform in Afghanistan

Kurzbeschreibung

Die Menschen in Afghanistan sind kriegsmüde. Seit 30 Jahren leiden sie unter den Folgen kriegerischer Auseinandersetzungen. Invasion, Bürgerkrieg und die Herrschaft der Taliban blockierten die Weiterentwicklung des Landes und brachten oft genug  mühsam erworbenen Besitz wieder in Gefahr. Und auch nach dem Sturz der Taliban konnten bislang keine großen Fortschritte erzielt werden. Noch immer sind 70% der Afghanen Analphabeten, ca. 90% aller Frauen.

 

Die Asia Foundation befragte kurz vor den Präsidentschaftswahlen im August 2009 die afghanische Bevölkerung. Dafür wurden 6 400 Afghanen (zu etwa gleichen Teilen männliche und weibliche) in allen 32 Provinzen interviewt. Die Untersuchung bringt zutage, dass die schlechte Sicherheitslage nach wie vor als das größte Problem empfunden wird. Fast 20% geben an, dass sie oder ein Familienmitglied im letzten Jahr Opfer von Gewalt und Kriminalität wurden.

Noch sehen 78% der Afghanen die Demokratie als die beste mögliche Regierungsform, erhoffen sie sich doch von ihr vor allem Sicherheit und Frieden. Doch das Vertrauen in die Vorzüge der Demokratie nimmt schleichend ab (um 6% seit 2006). Das zeigt, dass die täglichen, praktischen Erfahrungen vielerorts zu Desillusionierung und Frustration geführt haben – und legt dringlich nahe, wie wichtig es ist, dass die Afghanen Vertrauen in ihre Regierung und ihre Sicherheitskräfte gewinnen. Denn die Afghanen wollen Frieden. Und bietet ihre Regierung ihnen keine Perspektive auf eine tragfähige Zukunft, dann lieber ein Frieden mit den Taliban als gar keinen.   

Bibliographische Angaben

Cornelius Friesendorf, Gefährliche Gemengelage. Polizei, Militär und Probleme der Sicherheitssektorreform in Afghanistan, HSFK-Standpunkte, Nr. 4/2009, Frankfurt/M.

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