Bei diesem von Antonia Witt und Anton Peez (beide HSFK) organisierten Roundtable werden Erkenntnisse aus der ersten öffentlichen Studie der Akten des Auswärtigen Amtes zu Ruanda vor und während des Völkermordes 1994 diskutiert. Die Studie „Akteneinsichten. Die deutsche Außenpolitik und der Völkermord in Ruanda“ untersucht, wie deutsche Behörden die politische Landschaft Ruandas im Vorfeld des Völkermordes bewerteten, welche deutschen Beiträge zur UN-Friedenssicherung geleistet wurden, welche Entscheidungen getroffen und wie diese intern begründet wurden.
Im Rahmen des Roundtables auf der Tagung „Africa Challenges“ der „Vereinigung für Afrikawissenschaften in Deutschland“ (VAD) diskutieren
- Judence Kayitesi (Genozid-Überlebende und Autorin)
- Andreas Mehler (Direktor des Arnold-Bergstraesser-Instituts)
- Anton Peez (HSFK, Mitautor der Studie)
Den Chair übernimmt Antonia Witt (HSFK). Der Roundtable wird die Ergebnisse der Studie kritisch diskutieren und sie in das Gesamtbild der (diplomatischen) Rolle Deutschlands in Afrika einordnen. Nicht zuletzt bietet dies auch eine Gelegenheit, über die Möglichkeiten und Grenzen des Dialogs zwischen Wissenschaft und Politik zu reflektieren; und darüber, wie zeitgenössische empirische Wissenschaft zu den vielfältigen Herausforderungen für Frieden und Sicherheit auf dem afrikanischen Kontinent (besser) genutzt werden kann, um politische Debatten zu begleiten.
Wann: Mittwoch, 09. Juni 2021, 16:30–18:00 Uhr
Wo: Die Veranstaltung findet online via Zoom statt. Eine Anmeldung ist erforderlich.
Weitere Informationen zur Veranstaltung und zur Teilnahme
Über die Studie
Autor:innen der von der Heinrich-Böll-Stiftung herausgegebenen Studie „Akteneinsichten. Die deutsche Außenpolitik und der Völkermord in Ruanda“ sind Sarah Brockmeier (GPPi) und Anton Peez (HSFK). Mithilfe dafür erstmals freigegebener Akten des Auswärtigen Amtes beleuchten sie die Rolle Deutschlands vor und während des Völkermordes in Ruanda. Die Analyse ergibt unter anderem, dass deutsche Diplomat:innen 1993 und 1994 besser über die Lage vor Ort unterrichtet waren als bisher angenommen, die sich anbahnende Gefahr allerdings unterschätzten und wichtige Warnhinweise übersahen. Das Papier zeichnet neben politischen Fehleinschätzungen auch die ministeriellen Uneinigkeiten innerhalb der Bundesregierung nach, die ein stärkeres Engagement im ruandischen Friedensprozess und eine Unterstützung der UN-Friedensmission im Vorfeld und während des Völkermords verhinderten. Um die erkannten Fehler in Zukunft nicht zu wiederholen, schlagen die Autor:innen verstärkte Maßnahmen der Krisen-Frühwarnung („Early Warning“) in der deutschen Außenpolitik sowie den Ausbau der ressort-übergreifenden Strategien für die rechtzeitige Reaktion auf Warnhinweise („Early Action“) vor.