Catherine Götze

Humanitäre Hilfe unter Beschuss

Das Dilemma von Hilfsorganisationen im Konfliktalltag

Abstract

Demokratien verstehen sich als Systeme mit einem humanitären Gewissen. In dieser Vorstellung hat jeder Mensch ein Anrecht auf physische Unversehrtheit und Menschenwürde - ganz unabhängig davon, welcher Nationalität, Ethnie, Religion oder Geschlecht er angehört. Aus diesem Selbstverständnis heraus erklärt sich das Engagement zahlreicher internationaler Hilfsorganisationen in Kriegs- und Krisengebieten.

So nachvollziehbar und gut die Motive für Hilfe sind, so problematisch ist ihre Umsetzung. Denn humanitäre Hilfe ist auf die Anerkennung ihrer Neutralität und Unabhängigkeit von staatlichen Akteuren angewiesen. Doch schafft Hilfe auch immer Abhängigkeiten und wird mancherorts als Demonstration von Wohlstand und Übermacht empfunden.

So sind Helfer auch selbst gefährdet, etwa wenn Konvois mit Hilfsgütern in unsicherem, unüberschaubarem Terrain schlicht zur leichten Beute werden. Die daraus resultierenden Gefahren für ihr Personal stellen Hilfsorganisationen vor neue Fragen: Ist es zu verantworten, dass teilweise unerwünschte Helfer zu Opfern werden? Sollen sie sich zurückziehen und andererseits den Bedürftigen die Hilfe verweigern? Sollen Soldaten für den Schutz der Organisationen sorgen? Und was passiert dann mit der essenziellen Trennung zwischen staatlichem und privatem Handeln?

Catherine Götze diskutiert diese Fragen und plädiert dafür, dass sich humanitäre Hilfe wandeln muss in Zeiten einer Kriegführung, in denen Regeln der Genfer Konventionen oft nicht mehr gelten.

Bibliographic record

Catherine Götze, Humanitäre Hilfe unter Beschuss. Das Dilemma von Hilfsorganisationen im Konfliktalltag, HSFK-Standpunkte, Nr. 7/2003, Frankfurt/M.