Bruno Schoch

Zehn Jahre nach Dayton

Eine Zwischenbilanz westlicher Balkanpolitik

Abstract

Als sich Jugoslawien auflöste, sahen viele die Stunde Europas gekommen. Es kam anders, der Vertreibungskrieg in Bosnien wurde zum Alptraum. Erst die USA vermochten mit dem Dayton-Abkommen das Morden zu beenden. Diese Erfahrung hat Europas Selbstverständnis verändert, namentlich die Bereitschaft, notfalls auf militärische Mittel zu rekurrieren. Ohne „ethnische Säuberungen“ in Bosnien wäre der Kosovo-Krieg der NATO, der gegen das Völkerrecht verstieß, kaum denkbar gewesen. Seither hat die EU ihre außenpolitischen Potenziale verbessert. Sie engagiert sich zunehmend eigenverantwortlich für die Stabilisierung und Demokratisierung des gesamten Balkans. Kosovo und Bosnien-Herzegowina sind unter internationaler Kuratel nach wie vor prekäre politische Gemeinwesen. Dort, aber auch an der Montenegro-Frage, muss die EU beweisen, dass sie die Lektion von Dayton begriffen hat.

Bibliographic record

Bruno Schoch, Zehn Jahre nach Dayton. Eine Zwischenbilanz westlicher Balkanpolitik, in: Ulrich Ratsch, Reinhard Mutz, Bruno Schoch, Corinna Hauswedell, Christoph Weller (Hg.), Friedensgutachten, Münster (LIT Verlag), 2005, S. 200-209.