Gerechtigkeit und Frieden zwischen globalen Normen und lokalen Ansprüchen

Seit dem Ende des Ost-West-Konflikts ist ein beispielloser Anstieg der Bemühungen zu beobachten, globale Normen zur Gewährleistung menschlicher Sicherheit zu entwickeln und ihnen internationale Gültigkeit zu verschaffen. Eingelassen in diese Normen sind spezifische Gerechtigkeitsvorstellungen, die ein kosmopolitisches Verständnis von zivilen Ansprüchen und Rechten betonen und die das bis 1990 dominierende Verständnis von staatlicher Souveränität verändern. Allerdings darf der globale Anspruch von Bemühungen der Normsetzung nicht darüber hinwegtäuschen, dass viele dieser Verhaltensnormen und Gerechtigkeitsansprüche jenseits der formalen Zustimmung substantiell kontrovers bleiben und damit eine mögliche Quelle von Unfrieden darstellen. Nicht zuletzt sind die Ausprägung von Gerechtigkeitsvorstellungen und die Akzeptanz entsprechender Normen abhängig von regionalen und lokalen Kontexten. Versuche, Normen zu universalisieren, brechen sich an den regional und lokal unterschiedlich ausgeprägten politischen Strukturen, Bedürfnissen, Interessen, Erfahrungen und Traditionen.


Im Zentrum des Projektes stand das Wechselverhältnis zwischen globaler, regionaler und lokaler Ebene bei der Diffusion und Differenzierung von politischen Verhaltensnormen. Untersucht wurde zum einen, wie Akteure auf regionaler und lokaler Ebene auf die Artikulation globaler Gerechtigkeitskonzeptionen und die globale Normentwicklung reagieren und wie sich diese Reaktion in Abwehr, Umsetzung oder Anpassung der globalen Norm an regionale und lokale Bedingungen niederschlägt. Untersucht wurde zum anderen, worauf die Chance auf Anerkennung globaler Normen auf regionaler und lokaler Ebene beruht. Mit dieser Fragestellung trug das Projekt dazu bei, Voraussetzungen und Schwierigkeiten eines transnationalen Diskurses über gerechten Frieden zu identifizieren.

Die benannten Prozesse wurden auf drei Feldern untersucht:

  1. der regionalen und lokalen Umsetzung der militärischen Friedenssicherung, einschließlich der internationalen Schutzverantwortung (responsibility to protect),
  2. der Lokalisierung globaler Normen der Vergangenheitsaufarbeitung sowie
  3. der Umsetzung globaler Normen im Bereich Sicherheitssektorreform.

Die drei Teilprojekte identifizierten im ersten Schritt die für ihre Bereiche relevanten globalen Normen und ihre Ursprünge. Im zweiten Schritt untersuchten sie, wie regionale und lokale Akteure diese Normen übernehmen, abwehren oder im Sinne ihrer Interessen und Traditionen anpassen. Während das erste Teilprojekt den Blick auf die Interpretation und Umsetzung globaler Normen menschlicher Sicherheit durch regionale Sicherheitsorganisationen richtet, untersuchten das zweite und dritte Teilprojekt die Lokalisierungsprozesse mit Hilfe vergleichender Länderstudien. Analysiert wurden Maßnahmen zur Vergangenheitsaufarbeitung in Ost-Timor und Sierra Leone sowie Programme zur Reform der Sicherheitssektoren in Burundi, Sierra Leone und Afghanistan.

Mitarbeiter/innen:
1
Nach den Wahlen, vor dem Krieg? | 2011

Jörg Krempel, Nach den Wahlen, vor dem Krieg? Burundi ein Jahr nach den Wahlen 2010, HSFK-Standpunkte, Nr. 9/2011, Frankfurt/M.

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2
Aufstandsbekämpfung und Bürgernähe | 2011

Cornelius Friesendorf, Aufstandsbekämpfung und Bürgernähe: Der schwierige Aufbau der afghanischen Polizei, in Conrad Schetter/Jörgen Klußmann (Hg.), Der Taliban-Komplex: Zwischen Aufstandsbewegung und Militäreinsatz, Frankfurt/Main (Campus), 2011, S. 179-201.

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3
Problems of Crime-Fighting by 'Internationals' in Kosovo | 2011

Cornelius Friesendorf, Problems of Crime-Fighting by 'Internationals' in Kosovo, in: James Cockayne/Adam Lupel (Hg.), Peace Operations and Organized Crime: Enemies or Allies?, London (Routledge), 2011.

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4
Militarized versus Civilian Policing | 2011

Cornelius Friesendorf, Jörg Krempel, Militarized versus Civilian Policing: Problems of Reforming the Afghan National Police, PRIF-Report No. 102, Frankfurt/M., 2011.

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5
Paramilitarization and Security Sector Reform | 2011

Cornelius Friesendorf, Paramilitarization and Security Sector Reform: The Afghan National Police, in: International Peacekeeping, Vol. 18, No. 1, Februar 2011, S. 79-95.

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6
Libya and the Future of the Responsibility to Protect | 2011

Dembinski, Matthias / Reinold, Theresa (2011): Libya and the Future of the Responsibility to Protect. African and European Perspectives, PRIF Report No. 107, Frankfurt/M.

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7
Côte d'Ivoire in der Sackgasse | 2010

Jörg Krempel, Côte d'Ivoire in der Sackgasse. Oder: Wie man einen abgewählten Präsidenten zum Machtverzicht bewegen kann, HSFK-Standpunkte, Nr. 11/2010, Frankfurt/M. 

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8
Rethinking Security Governance | 2010

Daase, Christopher / Friesendorf, Cornelius (eds), (2010): Rethinking Security Governance. The Problem of Unintended Consequences, London: Routledge.

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9
The Military and Law Enforcement in Peace Operations | 2010

Cornelius Friesendorf, The Military and Law Enforcement in Peace Operations: Lessons from Bosnia-Herzegovina and Kosovo, Wien/Genf (LIT/DCAF), 2010.

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10
Militarisierung statt Bürgernähe | 2010

Cornelius Friesendorf/Jörg Krempel, Militarisierung statt Bürgernähe: Das Missverhältnis beim Aufbau der afghanischen Polizei, HSFK-Report Nr. 9/2010, Frankfurt/M.

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11
Recht und Justiz am Hindukusch | 2010

Jörg Krempel, Recht und Justiz am Hindukusch: Plädoyer für einen pragmatischen Umgang mit traditionellen Rechtsstrukturen, HSFK-Standpunkte, Nr. 1/2010, Frankfurt/M.

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12
Gefährliche Gemengelage | 2009

Cornelius Friesendorf, Gefährliche Gemengelage. Polizei, Militär und Probleme der Sicherheitssektorreform in Afghanistan, HSFK-Standpunkte, Nr. 4/2009, Frankfurt/M.

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