Kausalitäten individueller Radikalisierung von Reichsbürger:innen in Deutschland

Sogen­annte Reichs­bürger*innen sind kein neues Phäno­men in Deutschland. Die Entwick­lungen der jüngsten Ver­gan­gen­heit – wie z.B. die Fest­nahmen rund um die „Pat­riotische Union“ seit Dezember 2022, die Protest­­bewegungen während der Covid-19 Pandemie und mehrere schwere Gewalt­­taten – ver­deut­lichen dennoch eine stei­gende gesel­lschaft­liche Rele­vanz des Themen­­komplexes. Der Wissens­stand hierzu gestaltet sich aktuell jedoch frag­men­tarisch und verhindert eine tiefer­gehende forscherische Auseinan­der­setzung mit der Anhänger*innen­schaft dieses ideo­lo­gischen Spektrums. Vorläufige Analysen liefern Hinweise darauf, dass sich diese z.B. im Hinblick auf demo­grafische Faktoren, aber auch bzgl. der Rolle von Sozial­­dynamiken und Organisa­tions­formen von anderen, besser erforschten extremis­­tischen Phäno­menen unterscheiden könnte. Angesichts dieser Unterschiede können bestehende Konzep­tua­lisierungen von Radi­ka­lisierung nicht ohne weiteres auf Reichs­bürger*innen übertragen werden und es bedarf neuer, dezidierter Forschung.

In seinem Dissertations­­vorhaben untersucht Maximilian Ruf auf Basis biographisch-narrativer Interviews individuelle Wege und Kausa­li­täten der Radi­ka­lisierung von Reichs­­bürger*innen in Deutschland. Ziel der Arbeit ist es, neues Wissen zu Radi­ka­lisierungs­­prozessen von Reichs­­bürger*innen zu generieren und zu systemati­sieren, um sie von anderen Radika­lisierungs­­phänomenen abzugrenzen und neue Ansatz­punkte für weiter­führende Forschung sowie Praxis­ent­wicklung zu identif­izieren.