Von Marginalisierung zu Radikalisierung? Dynamiken islamistischer Radikalisierung in Tunesien nach 2011
Betrachtet man den Mittleren Osten und Nordafrika (MENA) nach den Umbrüchen von 2010/2011, wird nur Tunesien häufig als ein „leuchtendes Beispiel“ für einen erfolgreichen (Beginn eines) Übergang zur Demokratie herangezogen. Gleichzeitig steht das Land aber vor großen Herausforderungen, bspw. islamistischer Radikalisierung: Seit 2011 kam es zu zahlreichen Terroranschlägen vor Ort, außerdem spiel(t)en Tunesier häufig führende Rollen in transnationalen jihadistischen Netzwerken und es wird von etwa 6.000 tunesischen foreign fighters ausgegangen.
Die Forschung bietet ein breites Spektrum von Erklärungsansätzen, darunter politische, religiöse und sozioökonomische Marginalisierung – eine These, die sich in der Forschung zur MENA-Region, Europas und der USA gleichermaßen wiederfindet. Obwohl sich die meisten AutorInnen einig sind, dass Marginalisierung einen Hintergrund darstellt, vor dem Radikalisierungsprozesse wahrscheinlicher werden, fehlt bisher eine umfassende empirische Analyse, die sowohl objektiv messbare als auch wahrgenommene Marginalisierung in den Blick nimmt und ihre Rolle im Hinblick auf Radikalisierung und der Hinwendung zu Gewalt untersucht.
Diesen Zusammenhang untersucht Clara-Auguste Süß in ihrer Dissertation vor dem Hintergrund der sozialen Bewegungsforschung. Die Arbeit kombiniert dabei zwei Ansätze und Blickwinkel: (1) Qualitative Inhaltsanalyse und Frameanalyse von Materialien radikaler Gruppen (diskursive Ebene) und (2) Vergleichende Analyse zweier Milieus durch Feldforschung (lokale Ebene).
- The Socioeconomic Dimension of Islamist Radicalization in Egypt and Tunisia | 2019
Süß, Clara-Auguste / Aakhunzzada, Ahmad Noor Baheige (2019): The Socioeconomic Dimension of Islamist Radicalization in Egypt and Tunisia, PRIF Working Papers No. 45, Frankfurt/M.
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