Friedensgutachten 2022 \ Friedensfähig in Kriegszeiten
Berlin, 21. Juni 2022.
Pressemitteilung mit den zentralen Empfehlungen des Friedensgutachtens 2022
Der völkerrechtswidrige Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine hat weltweit politische, wirtschaftliche und soziale Folgen. Diese stehen im Mittelpunkt des Friedensgutachtens 2022, das heute von Deutschlands führenden Friedensforschungsinstituten auf der Bundespressekonferenz vorgestellt wurde. Wegen der steigenden Rohstoff- und Lebensmittelpreise drohen insbesondere afrikanischen Ländern Ernährungskrisen und politische Unruhen. Mögliche geostrategische Implikationen sind das Entstehen einer russisch-chinesischen Interessenkoalition, aber auch die Gefahr einer nuklearen Eskalation. Das Gutachten legt Empfehlungen an die Bundesregierung für die geplante Nationale Sicherheitsstrategie und eine neue europäische Friedensordnung vor.
Russlands Krieg gegen die Ukraine hat unermessliches Leid über die Zivilbevölkerung gebracht und große Teile des Landes zerstört. Auch die europäische Sicherheitsarchitektur liegt in Trümmern. In ihrem heute vorgestellten Friedensgutachten nehmen Deutschlands führende Friedensforschungsinstitute Stellung: Was hat zu diesem Krieg geführt und welche Möglichkeiten gibt es, der Logik von Konfrontation, Gewalt und Krieg zu entkommen? In ihren konkreten Empfehlungen an die Bundesregierung zeigen sie auf, wie der Politik der Spagat zwischen Wehrhaftigkeit und Druck auf der einen und Friedensfähigkeit auf der anderen Seite gelingen kann: Als außenpolitisches Instrument können Sanktionen gegen einen Staat, der internationale Regeln verletzt, als Druckmittel eingesetzt werden. Diese seien klar zu kommunizieren und ihr (Miss-)Erfolg zu überwachen, fordern die Wissenschaftler:innen. Der Ukrainekrieg erhöhe das Risiko einer nuklearen Eskalation massiv. Deutschland solle sich deshalb dafür einsetzen, die Verbreitung und den Ausbau der nuklearen Arsenale zu verhindern. Die Friedens- und Konfliktforscher:innen schlagen zudem vor, dass die NATO den Verzicht auf einen nuklearen Ersteinsatz erklärt. Auch müsse die EUin der Außen- und Sicherheitspolitik agiler und handlungsfähiger werden.
Der Ukrainekrieg hat die Rohstoff- und Lebensmittelpreise weltweit stark ansteigen lassen. Krisen und Konflikte verschärfen zudem das ohnehin große Risiko für Frauen und LGBTQI*-Minderheiten, Opfer von Gewalt zu werden. Ungeachtet des Ukrainekrieges ist weltweit die Anzahl gewaltsamer Konflikte erneut gestiegen, vor allem auf dem afrikanischen Kontinent durch das Erstarken dschihadistischer Gruppen. Nicht zuletzt fordern die Forscher:innen, dass die Kompetenzen und Befugnisse westlicher Sicherheitsbehörden wieder vermehrt demokratisch kontrolliert werden müssten, nachdem diese nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001, dem erstarkenden Extremismus und zuletzt der Corona-Pandemie stetig ausgeweitet worden sind. Das Friedensgutachten 2022 bietet Empfehlungen und Handlungsoptionen für die Politik zu diesen Themenfeldern.
Das Friedensgutachten steht kostenfrei zum Download zur Verfügung: www.friedensgutachten.de
Das Friedensgutachten in den Medien (Auswahl)
- 3sat, NANO, Interview mit Nicole Deitelhoff, Braucht Europa eigene Atomwaffen?
- BR24, Artikel über das Friedensgutachten, Friedensforscher begrüßen Waffenlieferungen an die Ukraine
- Deutschlandfunk, Radiobeitrag über das Friedensgutachten, Friedensgutachten: Konfliktforschungsinstitute zum Krieg
- Deutschlandfunk, Kulturfragen, Friedensfähig in Kriegszeiten? Nicole Deitelhoff über das Friedensgutachten 2022
- Deutschlandfunk Kultur, Studio 9, Interview mit Claudia Baumgart-Ochse Friedensgutachten 2022 – Wie ist Frieden möglich in einer kriegerischen Welt?
- evangelisch.de, epd-Meldung zum Friedensgutachten, Gutachten: Nato soll Verzicht auf atomaren Ersteinsatz erklären
- Frankfurter Allgemeine Zeitung, Artikel über das Friedensgutachten, Friedensforscher plädieren für Waffenlieferungen und Diplomatie
- Frankfurter Allgemeine Zeitung, dpa-Meldung zum Friedensgutachten, Forscher: Regeln für Rücknahme von Sanktionen kommunizieren
- Frankfurter Rundschau, Artikel über das Friedensgutachten, Friedensgutachten mahnt: Vorsicht bei Waffenlieferungen und kein atomarer Erstschlag der Nato
- Jung & Naiv, Podcastfolge mit Ursula Schröder, Friedensforscherin Ursula Schröder
- MDR Aktuell, Artikel über das Friedensgutachten, Friedensforscher warnen vor Atomkrieg
- NDR info, Podcast zum Ukraine-Krieg mit Bericht über das Friedensgutachten, Die Suwalki-Lücke (Tag 118)
- NDR info, Interview mit Ursula Schröder, Schröder: Verhandlungen müssen erkämpft werden
- ntv.de, Artikel über das Friedensgutachten, Friedensforscher unterstützen schwere Waffen für Ukraine
- ntv.de, Artikel über das Friedensgutachten, Forschungsinstitute warnen vor neuen Krisen infolge des Ukraine-Kriegs
- Phoenix, Aufzeichnung der Bundespressekonferenz zur Vorstellung des Friedensgutachtens 2022
- Süddeutsche Zeitung, Artikel über das Friedensgutachten, Forscher warnen vor nuklearer Eskalation
- tagesschau.de, Artikel mit Bericht zum Friedensgutachten, Der Kanzler vor der Gipfelkette
- tagesschau.de, Artikel über das Friedensgutachten, Forscher zu Ukraine-Krieg: „Wir begrüßen die Waffenlieferungen“
- vorwärts, Artikel über das Friedensgutachten, Krieg in der Ukraine: Wie der Weg zum Frieden aussehen könnte
- ZDF heute, Themendossier zum Friedensgutachten, Friedensgutachten:Forscher warnen vor nuklearer Eskalation
Tobias Debiel (INEF) im Interview mit DW News am 21.06.2022 ((c) Deutsche Welle).
Über das Friedensgutachten
Das Friedensgutachten ist das gemeinsame Gutachten der deutschen Friedensforschungsinstitute (BICC / HSFK / IFSH / INEF) und erscheint seit 1987. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Fachgebieten untersuchen darin internationale Konflikte aus einer friedensstrategischen Perspektive und geben klare Empfehlungen für die Politik.
Mehr Informationen unter friedensgutachten.de