Forschung für den Frieden – HSFK feiert 50-jähriges Bestehen

Am 26. Oktober 2020 feiert das Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konflikt­forschung (HSFK/PRIF) in Frankfurt am Main sein 50-jähriges Bestehen. 1970 gegründet gehört die HSFK heute zu den führenden Friedens­forschungs­instituten Europas. Das Institut analysiert die Ursachen internationaler und inner­staatlicher Konflikte und sucht nach Wegen, sie zu lösen – Grundlagen­forschung ist dabei eng mit dem Transfer von Wissen in Politik, Medien und Gesellschaft verknüpft.


In den Gründungs­jahren stand zunächst die Grundlagen­forschung zum Ost-West-Konflikt im Fokus des Instituts, also vor allem zu Rüstungs­kontrolle und Fragen der Außen- und Sicherheits­politik. Von außen wurde die HSFK zunächst auch kritisch wahr­genommen: "Wir mussten jahrelang um Anerkennung kämpfen, vor allem in der konservativen Öffentlichkeit", resümiert Prof. Harald Müller, ehemaliger Leiter der HSFK. "Die hessische CDU fürchtete die Entstehung einer ‚Brutstätte linker Ideologie‘ und forderte Haushalts­kürzungen, während die Stasi die HSFK gleichzeitig als ‚Agenten des Imperialismus‘ einordnete", so Müller weiter.

In den Achtziger­jahren setzte sich die HSFK für die Rückkehr zur Entspannungs­politik ein und richtete ihre Forschung mehr an praktischer Politik aus. Politik­beratung wurde zunehmend wichtig, unter anderem im Auswärtigen Amt und den Bundes­ministerien für Verteidigung und Entwicklung. Die HSFK öffnete sich in dieser Zeit nicht nur für die Politik, sondern auch für die Öffentlichkeit, berichtet Harald Müller weiter: "Durch die Entstehung der Friedens­bewegung in Deutschland konnte sich die HSFK im öffentlichen Diskurs positionieren. Etwa bei der Debatte um die Startbahn West am Frankfurter Flughafen, im Kampf gegen die Verbreitung von Massen­vernichtungs­waffen und vor allem in der Debatte über Kernwaffen in Europa haben wir zwischen Aktivist*innen und der Politik vermittelt und Orientierungs­wissen bereitgestellt."

Mit dem Ende des Kalten Krieges musste die Welt in den Neunziger­jahren neu in den Blick genommen werden, die internationalen Beziehungen waren komplexer geworden. Zu den zentralen Forschungs­interessen, der Kriegs­ursachen­forschung und der Rüstungs­kontrolle kamen nun auch die Bedingungen und Institutionen des Friedens hinzu.
Im Lichte des Irak-Kriegs untersuchte die HSFK in den 2000er-Jahren die Antinomien des demokratischen Friedens, die Friedlichkeit der Demokratien untereinander einerseits, ihre Bereitschaft zur Militanz gegenüber Autokratien andererseits. Das Institut warnte vor einer neuen, scharfen Großmächte­konkurrenz.

Im Jahr 2009 gelang der HSFK dann der große Sprung in die Leibniz-Gemeinschaft - das Institut wurde von nun an als Forschungs­stätte von nationaler wissenschaftlicher Bedeutung vom Bund mitgefördert. Die HSFK vergrößerte sich, vernetzte sich weiter national und international und es wurden zunehmend Projekte mit Partnern in verschiedenen Weltregionen gestartet.
 

Für Prof. Nicole Deitelhoff, die die Leitung der HSFK im Jahr 2016 übernahm, war der Eintritt in die Leibniz-Gemeinschaft zentral für die weitere Entwicklung des Instituts: "Das war damals sehr mutig, von einem kleinen Landesinstitut in die Liste der Leibniz-Gemeinschaft einzutreten. Ende letzten Jahres wurden wir nun schon zum dritten Mal erfolgreich vom Senat der Leibniz-Gemeinschaft evaluiert. Der Mut hat sich also ausgezahlt."
Unter Deitelhoffs Leitung kamen weitere Forschungsthemen dazu, unter anderem in den Bereichen Terrorismus- sowie Radikalisierungs- und Extremismusforschung. Darüber hinaus rückten auch Fragen der Polarisierung und des gesellschaftlichen Zusammenhalts verstärkt in den Fokus. Das Institut sei, so Nicole Deitelhoff, aber immer noch in erster Linie im wissenschaftlichen Umfeld bekannt: "Das möchte ich gerne ändern, sodass wir in Zukunft nicht mehr nur ein Institut für Kenner sind, sondern ein Institut, das man kennt."

Daran arbeitet das Team um Deitelhoff intensiv und setzt verschiedene Formate des Bürgerdialogs in Frankfurt um. Denn im Kern versteht sich die HSFK trotz aller internationalen Kooperationen auch als Teil Frankfurts. In diesem Kontext steht auch das Jubiläumsmotto "Frieden fängt bei uns an", das die Möglichkeit zur Konfliktprävention und -bekämpfung im Kleinen, in der unmittelbaren Gesellschaft hervorhebt, um großen, globalen Konflikten effektiver begegnen zu können.
 

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