Wie umgehen mit Putins Russland?

Diskussion der Böll-Stiftung Hessen mit Nicole Deitelhoff und Bruno Schoch

Russ­land unter Wladimir Putin verfolgt seit Jahren eine destruktive Politik. Innen­politisch sind u.a. zu nennen: die Unter­drückung der freien Meinungs­äußerung und un­abhängiger Medien, die politische Gänge­lung der Justiz (aktuell prominent der Fall Nawalny), die Re­pression gesell­schaftlicher Selbst­organisation (das Verbot von Memorial), politisch motivierte Morde und die offene Unter­stützung von Polit­kriminellen (z. B. in Tschetschenien). Außen­politisch stabilisiert das Regime Diktaturen (Belarus, Syrien, Kasachstan), de­stabilisiert Staaten im „nahen Ausland“ (Ukraine), organisiert politi­sche Morde (zuletzt im Berliner Tier­garten) und Cyberwar-Attacken auf demo­kratische Staaten, und unter­stützt anti­demo­kratischer Kräfte in west­lichen Demo­kratien (Le Pen in Frank­reich, Salvini in Italien, die AfD). Nach dem an­dauernden Krieg im Donbass und der Annexion der Krim droht Putin jetzt der Ukraine un­verhohlen mit Krieg.

Für die Grünen ergibt sich daraus ein Dilemma. Ihr An­spruch, eine pazi­fistische Partei zu sein, wird gleich in den ersten Tagen der neuen Bundes­regierung einem brutalen Realitäts­check unterzogen. Die Lage ähnelt der von 1999, als sie sich ohne UN-Mandat an einem Militär­einsatz der NATO gegen Serbien beteiligten, was zu einem Massen­exodus aus der Partei führte. Heute steht die Partei vor einer noch größeren Heraus­forderung: Wie kann die Bundes­republik dazu beitragen, die Souveränität der Ukraine und anderer von Russ­land bedrohter Länder zu schützen?

Die im Westen von vielen erhobene Forderung, der Ukraine Waffen zu liefern, mit denen sie Russ­land ab­schrecken und sich selbst verteidigen könnte, stehen im Widerspruch zur Mehrheits­einstellung sowohl in der Grünen Partei als auch in der Bundes­republik insgesamt. Aber können diplomatische Initiativen und die Drohung mit weiteren Sank­tionen den aggressiven Despoten im Kreml von einem kriege­rischen Abenteuer abhalten, das un­absehbare Konse­quenzen hätte? Trägt das grüne außen­politische Fundament auch in Zeiten der Regierungs­beteiligung? Oder erweist es sich als Schön­wetter­programmatik, die auf­gegeben werden muss, sobald Ver­antwortung über­nommen wird?

 

Darüber diskutieren:

  • Reinhard Bütikofer MdEP, Bündnis 90/Die Grünen, Brüssel
  • Nicole Deitelhoff, Leiterin der HSFK, Frankfurt/Main
  • Manfred Sapper, Chefredakteur der Zeitschrift „Osteuropa“, Berlin

Moderation:

 

Wann: Mittwoch, den 23. Februar 2022, 19:00 Uhr
Wo: Online-Diskussion auf YouTube

Aufgrund der aktuellen Maß­nahmen gegen das Corona­virus ist eine persönliche Teil­nahme nicht möglich. Verfolgen Sie das Gespräch per Live­stream dem YouTube-Kanal der Heinrich-Böll-Stiftung Hessen.