Demokratieförderung als Interaktion: Normative Herausforderungen

Annika E. Poppe und Jonas Wolff im neuen HSFK-Arbeitspapier Nr.12 zu Gerechtigkeitskonflikten bei der Demokratieförderung

Im globalen "Nord-Westen" gilt die liberale Demokratie als universell gültiges Modell politischer Herrschaft, das es über Außen- und Entwicklungspolitik global zu verbreiten gilt. Dem Anspruch der Demokratieförderer, mit der Demokratie einen universellen Wert zu verbreiten, steht allerdings die Forderung nach einem kollektiven Anrecht auf selbstbestimmte politische Entwicklung im Empfängerland entgegen.

 

Während die liberale Demokratie im globalen "Nord-Westen" als einzig denkbare Form einer gerechten politischen Ordnung gelten mag, existieren in den "Empfängerländern" zudem mitunter abweichende Vorstellungen über angemessene Normen und Institutionen. Schließlich wird Demokratisierung selbst dort, wo Demokratie als Modell einer gerechten Ordnung unbestritten ist, zuweilen als Bedrohung für den innergesellschaftlichen Frieden wahrgenommen wird – und damit mit einem nicht minder betonten Ziel der "Geber" kollidiert.

 

In der politischen Umsetzung trifft Demokratieförderung insofern auf gewichtige normative Probleme, die sich als Gerechtigkeitskonflikte interpretieren lassen. Wenn wir die externe Förderung der Demokratie als Interaktionsprozess ernstnehmen - und nicht als bloß einseitigen Export oder Sozialisationsprozess behandeln -, stellen solchen Gerechtigkeitskonflikte für selbsternannte Demokratieförderer eine bedeutende normative Herausforderung dar.  Annika E. Poppe und Jonas Wolff zeigen in ihrem ArbeitspapierThe Normative Challenge of Interaction: Justice
Conflicts in Democracy Promotion
eine alternative Perspektive auf "Demokratieförderung als Interaktion" und entwickeln eine Typologie von Gerechtigkeitskonflikten, um die normativen Herausforderungen, die durch den interaktiven Charakter der Demokratieförderung konstituiert werden, zu erfassen.

 

Abschließend werden Konturen einer Forschungsagenda zu Gerechtigkeitskonflikten in der Demokratieförderung umrissen.