Demokratien versus Autokratien?

Neue Forschungsgruppe zu politischen Dynamiken des Regimewettbewerbs nimmt Arbeit auf

President Joe Biden stands with leaders of the GCC countries, Egypt, Iraq, and Jordan

Photo: Wikimedia Commons, Public Domain

Mehr als dreißig Jahre nach dem vermeint­lichen „Ende der Geschichte“ und der dritten Welle der Demo­kratisierung ist die Welt erneut von einer größeren Vielfalt politischer Regime geprägt. Der (Wieder-)Aufstieg mächtiger autoritärer Staaten wie Chinas und Russlands und der Trend der Erosion scheinbar gefestigter Demo­kratien haben eine Welt geschaffen, die plura­listischer und multi­polarer ist. Staaten mit unter­schiedlichen politischen Regime­typen betrachten sich zunehmend als Konkurrenten. Alle Seiten versuchen, die Überlegen­heit ihrer jeweiligen politischen und wirtschaft­lichen Systeme zu beweisen und die Gefolg­schaft von Dritt­ländern zu gewinnen.

Aktuelle politische Debatten, die von einem Regime­wettbewerb ausgehen, sind von einigen frag­würdigen Annahmen geprägt. Die neu gegründete Forschungs­gruppe Regime­wettbewerb unter der Leitung von Pascal Abb und Irene Weipert-Fenner hinterfragt diese Annahmen kritisch: Gibt es überhaupt eine klare Trennlinie zwischen demo­kratischen und autoritären Lagern? Gibt es einen Zusammen­hang zwischen Verhalten und Regimetyp von Staaten? Und müssen die Beziehungen zwischen unter­schiedlich verfassten Staaten unweigerlich anta­gonistisch sein?

Um ein differen­ziertes Verständnis dieser Dynamiken zu entwickeln, bündelt die neue Forschungs­gruppe Länder- und Fach­kenntnisse aus dem gesamten Institut. Darüber hinaus entwickelt sie empirische Studien zur polit­ischen Dynamik des Regime­wettbewerbs, um zu zeigen, wie die globale Ordnung sowie die Außen- und Innenpolitik von Drittstaaten durch Varianten von (wahr­genommenem) Regime­wettbewerb beeinflusst werden. Die Ergebnisse sind nicht nur von akade­mischer Bedeutung, sondern begründen auch Em­pfehlungen, wie die deutsche Außen- und Entwicklungs­politik mit der zuneh­menden Regime­vielfalt umgehen kann.