Mehr als dreißig Jahre nach dem vermeintlichen „Ende der Geschichte“ und der dritten Welle der Demokratisierung ist die Welt erneut von einer größeren Vielfalt politischer Regime geprägt. Der (Wieder-)Aufstieg mächtiger autoritärer Staaten wie Chinas und Russlands und der Trend der Erosion scheinbar gefestigter Demokratien haben eine Welt geschaffen, die pluralistischer und multipolarer ist. Staaten mit unterschiedlichen politischen Regimetypen betrachten sich zunehmend als Konkurrenten. Alle Seiten versuchen, die Überlegenheit ihrer jeweiligen politischen und wirtschaftlichen Systeme zu beweisen und die Gefolgschaft von Drittländern zu gewinnen.
Aktuelle politische Debatten, die von einem Regimewettbewerb ausgehen, sind von einigen fragwürdigen Annahmen geprägt. Die neu gegründete Forschungsgruppe Regimewettbewerb unter der Leitung von Pascal Abb und Irene Weipert-Fenner hinterfragt diese Annahmen kritisch: Gibt es überhaupt eine klare Trennlinie zwischen demokratischen und autoritären Lagern? Gibt es einen Zusammenhang zwischen Verhalten und Regimetyp von Staaten? Und müssen die Beziehungen zwischen unterschiedlich verfassten Staaten unweigerlich antagonistisch sein?
Um ein differenziertes Verständnis dieser Dynamiken zu entwickeln, bündelt die neue Forschungsgruppe Länder- und Fachkenntnisse aus dem gesamten Institut. Darüber hinaus entwickelt sie empirische Studien zur politischen Dynamik des Regimewettbewerbs, um zu zeigen, wie die globale Ordnung sowie die Außen- und Innenpolitik von Drittstaaten durch Varianten von (wahrgenommenem) Regimewettbewerb beeinflusst werden. Die Ergebnisse sind nicht nur von akademischer Bedeutung, sondern begründen auch Empfehlungen, wie die deutsche Außen- und Entwicklungspolitik mit der zunehmenden Regimevielfalt umgehen kann.