Drittmittelerfolge im Wettbewerb der Leibniz-Institute

Förderung für ethnologische ForscherInnengruppe um Sabine Mannitz und Leibniz-Forschungsnetzwerk "Contested World Orders"

Gleich zwei Erfolge kann die Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung im diesjährigen Wettbewerbsverfahren der Leibniz-Gemeinschaft vermelden: Sowohl ein Antrag auf Einrichtung einer ethnologischen ForscherInnengruppe an der HSFK als auch ein Gemeinschaftsprojekt im Bereich der Friedensforschung mit dem federführenden Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und dem Hamburger German Institute of Global and Area Studies (GIGA) wurden bewilligt.

 

Damit erhält die HSFK erstmals Fördermittel aus dem Pakt für Forschung und Innovation, der mit einer Stärkung von Exzellenz, Kooperation, Vernetzung, Frauen- und Nachwuchsförderung die Potenziale der deutschen Wissenschaftslandschaft besser nutzen und vielversprechende neue Forschungsansätze unterstützen will.

 

Die ethnologische ForscherInnengruppe „Politische Globalisierung und ihre kulturelle Dynamik“ wird unter der Leitung von Dr. Sabine Mannitz ab 2012 aufgebaut. „Damit integriert die HSFK als erstes Friedensforschungsinstitut die Ethnologie in ihre Struktur; die Erkenntnisse und Methoden dieses Fachs sind in der Ära interner Gewaltkonflikte von überragender Bedeutung. Mit dieser Bewilligung unterstützt die Leibniz-Gemeinschaft überdies unser Ziel, den Frauenanteil in wissenschaftlichen Leitungspositionen in der HSFK weiter voranzutreiben. Mit Frau Mannitz können wir eine höchst qualifizierte und erfahrene Mitarbeiterin fördern“, erklärt Professor Harald Müller, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der HSFK. „Der zweite Beschluss, das Forschungsnetzwerk ‚Contested World Orders‘ zu unterstützen, erhöht die internationale Sichtbarkeit des Schwerpunktes ‚Frieden‘ in der Leibniz-Gemeinschaft und trägt zu einer stärkeren interdisziplinären Vernetzung bei.“

 

Das Forschungsvorhaben der HSFK mit dem WZB als federführendes Institut und dem GIGA untersucht die Entwicklungen der Weltordnung und die Herausbildung neuer Formen politischer Autorität im Raum jenseits des Staates, die durch den parallelen, potenziell konflikthaften Aufstieg von neuen Großmächten, wie zum Beispiel Indien oder China, einerseits und zivilgesellschaftlicher Akteure, andererseits gekennzeichnet sind. „Der Umgang mit den unterschiedlichen Rufen nach einer neuen Weltordnung ist entscheidend für die Friedensfähigkeit der internationalen Politik“, erläutert Professor Klaus Dieter Wolf, stellvertretendes geschäftsführendes Vorstandsmitglied an der HSFK.

Bisherigen Untersuchungen zur Problematik mangelt es außerdem an systematischen quantitativen Datensammlungen. „Wir analysieren die gegenwärtige Transitionsphase und bereiten unsere Ergebnisse in einer umfassenden Datenbank auf“, sagt Wolf. „Über Zeit entsteht so ein differenziertes Bild der Entwicklung, das als Informationshandbuch für Entscheidungsträger und auch als Datengrundlage für die internationale Forschung dienen könnte.“ Die Leitfragen des Vorhabens betreffen die Themen „Aufstieg neuer Großmächte, „Politisierung“ sowie „Opposition, Dissidenz und Gerechtigkeit“, an denen sich die Institute je nach ihren inhaltlichen Schwerpunkten beteiligen.

 

Die ForscherInnengruppe um Sabine Mannitz konzentriert sich auf globale Initiativen im Bereich Sicherheitssektor-Reform und fragt nach deren Erfolgsbedingungen in unterschiedlichen Teilen der Welt: Was bewirken die ursprünglich meist nordwestlichen Modelle zur Zivilisierung des Gewaltpotenzials in den verschiedenen Zielkontexten? Aus Governance-Perspektive werfen lokale Besonderheiten der politischen, sozialen oder rechtlichen Organisation Fragen nach den erforderlichen Mindest-Gemeinsamkeiten mit legitimen Partnern auf. Aus ethnologischer Sicht interessiert vorrangig, welche Akteure und kulturellen Triebkräfte im lokalen Kontext gesellschaftliche Transformationen vorantreiben. „Es ist eine großartige Chance, dass wir mit dieser Projektförderung die Forschungsansätze der Ethnologie systematischer in die Friedens- und Konfliktforschung einbringen können“, betont Sabine Mannitz. „Nachhaltige Konfliktlösung verlangt, dass alle Betroffenen – ob auf gesellschaftlicher Ebene oder zwischenstaatlich – eine tragfähige Perspektive für sich sehen. Was dies im Einzelnen beinhaltet, unterliegt aber kulturellen Bedingungen, die stärker in den Fokus geraten müssen, wenn angepasste Handlungsoptionen entwickelt werden sollen.“

 

Beide Projekte haben zunächst eine Laufzeit von je 36 Monaten. Die ethnologische ForscherInnengruppe wird mit 901.800 Euro, das Gemeinschaftsprojekt „Contested World Orders“ mit 996.000 Euro gefördert.