Während des Ersten Weltkriegs im Jahr 1915 führte das untergehende Osmanische Reich eine ausgedehnte Völkermordkampagne gegen die osmanischen Armenier durch. Bei Massakern und Todesmärschen wurden 1,5 Millionen Armenierinnen und Armenier ausgelöscht.
Dem Holocaust fielen sechs Millionen europäische Jüdinnen und Juden zum Opfer. Im Laufe der letzten vierzig Jahre ist das Gedenken an den Holocaust zu einem eigenständigen Aspekt der westlichen Kultur geworden. Das umfasst Reparationen, Museen, Gedenkstätten und Dokumentarfilme. Es existieren sogar Gesetze, die die Leugnung des Holocaust kriminalisieren.
Es gibt jedoch keine vergleichbare Kultur der Erinnerung an den Völkermord an den Armeniern. Tatsächlich gibt es bis heute eine heftige Kampagne, angeführt von der Türkei, die diesen Völkermord dementiert. Regierungen und Parlamente weltweit weigern sich, die Existenz des Genozids an den Armeniern formell anzuerkennen. Erst vor kurzem (2016–2019) haben die Parlamente in den USA, den Niederlanden und Deutschland den armenischen Völkermord anerkannt, während andere, wie die Parlamente Israels und Großbritanniens, eine solche Anerkennung weiterhin ablehnen.
Was steckt hinter diesen divergierenden Tendenzen in der Erinnerung an den Holocaust und den armenischen Völkermord? Und warum gibt es einen so signifikanten Unterschied in der Art und Weise, wie diese beiden Genozide in der Öffentlichkeit, in der Politik und auf internationaler Ebene dargestellt werden? Eldad Ben Aharon gibt im neuen PRIF Report Antworten, erläutert Ursachen und gibt Empfehlungen für die aktuelle Innen- und Außenpolitik.