Ernst-Otto-Czempiel-Preis für eine innovative Analyse der Theorie des "demokratischen Friedens"

Piki Ish-Shaloms Buch “Democratic Peace. A Political Biography” wurde als die beste Monographie in der Friedensforschung 2012/13 mit dem diesjährigen Ernst-Otto-Czempiel-Preis ausgezeichnet

 

Die Theorie des "demokratischen Friedens" basiert auf der Beobachtung, dass Demokratien kaum jemals Kriege gegeneinander führen. In der Hoffnung, dass der "demokratische Frieden" die ultimative Lösung gegen Krieg darstellen könnte, haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Theorien entwickelt, um zu identifizieren, welche Elemente von Demokratie im Besonderen den Frieden fördern. Wenn allerdings diese Theorien von Politikern angewandt wurden, waren die unmittelbaren Ergebnisse allzu oft Krieg.

In seinem Buch "Democratic Peace. A Political Biography" diskutiert Piki Ish-Shalom die ethische Verantwortung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die sich aus den politischen Folgen ergibt, die ihre Theorien potenziell in der realen Welt haben können, beispielsweise wenn sie zu Leitlinien werden, um Kriege zu rechtfertigen.
"Genauso wie der HSFK-Mitbegründer Ernst-Otto Czempiel sich dem dominanten akademischen Trend widersetzte, Demokratie zu definieren im Sinne der nicht allzu demokratischen politischen Regime, die wir für gewöhnlich Demokratien nennen, betont Ish-Shalom sein 'moralisches Engagement für die deliberativen und partizipativen Modelle von Demokratie'", erklärt Dr. Jonas Wolff, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der HSFK, der die Laudatio hielt.

Der Autor führt das Konzept des "Theoretiker-Bürgers" ein, der zu sein er alle Politikwissenschaftler auffordert. In diesem Sinne ist er nicht an einfach irgendeiner Stabilität oder negativem Frieden, der zwischen spezifischen Arten von politischen Regimen entstehen könnte, interessiert, sondern an einem Frieden, der "aus den richtigen Gründen" vorangebracht wird und durch die richtigen, substanziell demokratischen Mechanismen.

“Ish-Shaloms  'Political Biography' ist eine innovative Analyse der Theorien des 'demokratischen Friedens' und ein herausragender Beitrag zu der wissenschaftlichen Debatte um den 'demokratischen Frieden'. Allerdings ist es auch von großem Interesse für alle jene, die sich mit der allgemeineren Bürgerpflicht und politischen Verantwortung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern befassen", erklären Jury Mitglieder Professor Eva Senghaas-Knobloch (Universität Bremen), Professor Dirk Messer (Deutsches Institut für Entwicklungspolitik) und Professor Harald Müller (Vorstand der Jury und geschäftsführendes Vorstandsmitglied der HSFK).



Piki Ish-Shalom, geboren 1968, ist außerordentlicher Professor am Fachbereich für Internationale Beziehungen der Hebrew University of Jerusalem und Direktor des Leonard Davis Institute for International Relations.
Im Anschluss an seine Promotion zu "Statesmen, Theoreticians, and Ideologues: The Theoretic Construction of Democracy in the American Foreign Policy, During the Cold War and After" war er ein postdoktoraler wissenschaftlicher Mitarbeiter am John M. Olin Institute for Strategic Studies  und am Belfer Center for Science and International Affairs, beides an der Harvard University.



Der Ernst-Otto-Czempiel-Preis wird an das beste Buch verliehen, das von einer Wissenschaftlerin/einem Wissenschaftler nicht älter als 45 Jahre im Anschluss an ihre/seine Dissertation veröffentlicht wird. Das Buch muss innerhalb der zwei vorhergehenden Jahre veröffentlicht worden sein; der Preis wird alle zwei Jahre verliehen. Der Ernst-Otto-Czempiel-Preis ist mit 5.000 Euro dotiert und damit  einer der am höchsten dotierten Wissenschaftspreise in der Friedensforschung in Deutschland. Der Preis wird seit 2007 verliehen und ist nach dem HSFK-Mitgründer Professor Ernst-Otto Czempiel benannt.



Die Preisverleihung fand im Rahmen der HSFK-Jahreskonferenz am 6. Oktober 2014 statt.


 
Piki Ish-Shalom
Democratic Peace
A Political Biography
ISBN: 978-0-472-02915-0
University of Michigan Press