Friedensforscher erklären Risiken der Kernfusion auf der „MS Wissenschaft“

Auf dem Ausstellungsschiff „MS Wissenschaft“, das vom 26. bis 29. August in Frankfurt a.M. am Eisernen Steg anlegt, können Besucher an einem Exponat der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) die sicherheitspolitische Dimension der Kernfusion erforschen.

Als einzige Einrichtung in der Rhein-Main-Region beteiligt sich die HSFK in Kooperation mit der Technischen Universität Darmstadt und der Hochschule Darmstadt am „schwimmenden Science Center“ zum Wissenschaftsjahr „Energie“. Unter dem Titel „Fusionsreaktoren vor militärischem Missbrauch schützen“ regen die Friedensforscher an, die Technologie Kernfusion nicht nur als attraktive Energieoption, sondern auch als weltpolitische Herausforderung zu betrachten.



In die Technologie Kernfusion als Quelle der Energiegewinnung werden große Hoffnungen gesetzt. Die Rohstoffe, die für die Reaktionen benötigt werden, vor allem Wasserstoff und Lithium, sind praktisch grenzenlos verfügbar; die Endlageranforderungen für radioaktive Abfälle überschaubar. Doch bei aller Begeisterung für diese Technologie sollten die damit verbundenen Risiken – wie die mögliche Verbreitung von Kernwaffen – nicht vergessen, sondern frühzeitig bei der Entwicklung von Kernfusionsreaktoren berücksichtigt werden. Zahlreiche Beispiele der Vergangenheit zeigen, dass zivile Kernenergie-Programme für militärische Zwecke missbraucht werden konnten, wenn internationale Kontrollsysteme versagen oder fehlen. 



Besucher spielen Atominspektor


Auf dem Ausstellungsschiff können Besucher die Kernfusion mittels einer Computersimulation erkunden, die aus drei interaktiven Teilen besteht: In drei Kurzfilmen vermitteln die Friedensforscher die technischen Grundlagen der Kernfusion und die Vor- und Nachteile der Technologie: Fusionsreaktoren können manipuliert werden, um neben der Stromproduktion auch waffenfähiges Spaltmaterial zu erzeugen. Die Frage, wann und wo Staaten in der Vergangenheit zivile Nukleartechnologien für militärische Zwecke missbraucht haben, wird per interaktiver Weltkarte im zweiten Modul erklärt. Es erscheinen Kurzinformationen zum Kernwaffenstatus dieser Staaten bzw. zu ihrer (Nicht-)Teilnahme am Atomwaffensperrvertrag. Im letzten Teil, einem interaktiven Spiel, können die BesucherInnen in die Rolle von Atominspektoren schlüpfen und so genannte Safeguards (Absicherungsmaßnahmen) einzusetzen, um missbräuchliches Erbrüten waffenfähigen Materials zu verhindern. 



Das Exponat als regionale Kooperation


Das Exponat wurde in einer interdisziplinären Zusammenarbeit der HSFK, der Technischen Universität Darmstadt  und dem Zentrum für Advanced Learning, Medien und Simulation (igdv) der Hochschule Darmstadt erarbeitet. HSFK- und TU Darmstadt-Mitarbeiter Giorgio Franceschini war dabei für die inhaltliche Gestaltung des Exponats verantwortlich. Die technische Realisierung wurde vom Produktionsteam des igdv übernommen: Aneta Madeja, Oliver Eberlei, Wolfram Gruß, Sybille Bartram, Dr. Ingo Stengel sowie Prof. Dr. Arnd Steinmetz als Leiter.

Inhaltlich ist das Exponat eng an das Forschungsprojekt „Proliferationsresistente Gestaltung von Fusionsreaktoren – Beitrag zur Entwicklung einer effektiven und gerechten nuklearen Ordnung für das 21. Jahrhundert“ geknüpft. Das Projekt wird von Prof. Dr. Franz Fujara (Fachbereich Physik, Interdisziplinäre Arbeitsgruppe Naturwissenschaft, Technik und Sicherheit, IANUS, TU Darmstadt), Dr. Wolfgang Liebert (IANUS, TU Darmstadt) und Prof. Dr. Klaus Dieter Wolf (Stellvertretendes Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der HSFK und Professor am Institut für Politikwissenschaft, TU Darmstadt) geleitet und vom Forum Interdisziplinäre Forschung (FIF) der TU Darmstadt finanziell unterstützt.   Das Ausstellungsschiff „MS Wissenschaft“ wird von der Initiative Wissenschaft im Dialog organisiert und zieht jährlich rund 100.000 Besucher an. Es geht zwischen Mai und Oktober in dreißig deutschen Städten vor Anker und ermöglicht einer breiten Öffentlichkeit, sich in diesem Jahr mit den verschiedensten Aspekten des Themas „Energie“ auseinanderzusetzen.   



Gefördert wurde die Umsetzung des Exponats von der Deutschen Stiftung Friedensforschung sowie der Wirtschaftsinitiative FrankfurtRheinMain.

 

Weitere Informationen:

Forschungsprojekt „Proliferationsresistente Gestaltung von Fusionsreaktoren – Beitrag zur Entwicklung einer effektiven und gerechten nuklearen Ordnung für das 21. Jahrhundert“ bei der HSFK

 

Forschungsprojekt „Proliferationsresistente Gestaltung von Fusionsreaktoren – Beitrag zur Entwicklung einer effektiven und gerechten nuklearen Ordnung für das 21. Jahrhundert“ bei der TU Darmstadt


Interdisziplinäre Arbeitsgruppe Naturwissenschaft, Technik und Sicherheit

 

igdv – Zentrum für Advanced Learning, Medien und Simulation



Wissenschaft im Dialog | „MS Wissenschaft“ – das Energieschiff