Guy Ben-Porat erhält Ernst-Otto Czempiel-Preis 2008

Das Buch des israelischen Wissenschaftlers über die Rolle der Globalisierung im Nahost- und Nordirlandkonflikt wurde als das beste Werk in der Friedensforschung der vergangenen beiden Jahre ausgezeichnet

Der israelische Politikwissenschaftler Dr. Guy Ben-Porat wurde für sein Buch „Global Liberalism, Local Populism: Peace and Conflict in Israel/Palestine and Northern Ireland“ (2006) mit dem Ernst-Otto Czempiel-Preis der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) ausgezeichnet. Erstmals wurde der Preis für das beste in den vergangenen beiden Jahren erschienene Buch der Friedensforschung am 11. Oktober in Frankfurt am Main verliehen. Die Jury bewertete Ben-Porats Buch als „akademisch herausragend und seinen Ansatz als besonders innovativ“, so Prof. Dr. Harald Müller, Vorsitzender der Jury und des HSFK-Vorstandes.



Guy Ben-Porats vergleichende Studie analysiert die Konflikte in Israel/Palästina und Nordirland im Kontext der Globalisierung. In den 1990er Jahren keimte Hoffnung auf, dass diese langjährigen blutigen Auseinandersetzungen friedlich beigelegt werden könnten. Doch beide Friedensprozesse gerieten immer wieder ins Stocken, und neue Gewalt flammte auf. Ben-Porat betrachtet die Zyklen von Fortschritt und Rückschlägen aus der Perspektive der weltweiten ökonomischen Liberalisierung Die lokalen politischen und wirtschaftlichen Eliten hofften, dass Handel über Grenzen hinweg, neue Technologien und wachsender Wohlstand auch den Frieden bringen würden. Ben-Porat zeigt jedoch auf, dass die Globalisierung immer auch auf den Widerstand jener trifft, die nicht von ihr profitieren – und die daher in einer Art Gegenbewegung zu Feinden der Friedensprozesse werden und den Konflikt neu schüren.



Ben-Porat lehrt an der Ben-Gurion-Universität in Beer-Sheva und ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Van-Leer Institute in Jerusalem, Israel. Zur Zeit hat er ein Sabbatjahr, das er an der University of California in Davis, USA, verbringt. Er studierte an den Universitäten Tel-Aviv, Israel, und Johns Hopkins in Baltimore, USA. Seine Forschungsschwerpunkte sind Globalisierung und das Regieren, besonders in Staaten, die in Konflikte verwickelt sind.



Der Ernst-Otto Czempiel-Preis wurde anlässlich des 80. Geburtstages seines Namensgebers und Mitbegründers der HSFK im Juli 2007 ins Leben gerufen. Der Politikwissenschaftler und Doyen der Friedensforschung widmete seine Forscherlaufbahn der Suche nach friedlichen Konfliktlösungen. Seiner Feder entstammt die Definition von Frieden als „ein Prozess abnehmender Gewalt und zunehmender Gerechtigkeit“. Ausgezeichnet wird mit dem Ernst-Otto Czempiel-Preis die beste Buchveröffentlichung nach der Doktorarbeit im Bereich der Friedensforschung eines jungen Wissenschaftlers unter 45 Jahren. Das Buch muss innerhalb der vergangenen beiden Jahre erschienen sein; der Preis wird alle zwei Jahre verliehen. Der Ernst-Otto Czempiel-Preis wurde international ausgeschrieben und ist mit 5.000,- Euro dotiert. Somit ist er einer der höchstdotierten Wissenschaftspreise in der Friedensforschung in Deutschland und schließt eine Lücke in der postdoktoralen Nachwuchsförderung: Bisher gab es in dieser Disziplin keinen Preis, der ausschließlich für das sogenannte „zweite Buch“, also die Veröffentlichung nach der Dissertation, vergeben wird.

 

Hier finden Sie die Laudatio (pdf-Download) von Prof. Dr. Harald Müller, Vorsitzendem der Jury und geschäftsführenden Vorstandsmitglied der HSFK.