Hessischer Friedenspreis 2010 an Ismail Khatib verliehen

Am heutigen Mittwoch fand im Hessischen Landtag im Rahmen eines Festaktes die Verleihung des Hessischen Friedenspreises 2010 an Ismail Khatib statt. Avi Primor, ehemaliger israelischer Botschafter in Deutschland, hielt die Laudatio auf den Preisträger.

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Landtagspräsident Norbert Kartmann betonte in seiner Begrüßung, das Kuratorium habe sich für einen Menschen entschieden, der „mit einer einzigartigen Friedensgeste ein weltweit beachtetes persönliches Zeichen für den Frieden zwischen Israelis und Palästinensern gesetzt habe“. „Herr Khatib ist damit Vorbild für uns alle. Sein hohes persönliches Engagement für den Frieden gilt es von allen Seiten zu unterstützen und zu würdigen“.

 

Der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier überbrachte die Glückwünsche für die Hessische Landesregierung und verband diese mit höchster Anerkennung für den Preisträger: „In der Stunde des größten Leidens, der größten Not und der größten Trauer sind Sie zu einer inneren menschlichen Größe aufgestiegen, die mehr als vorbildlich ist.“ Die Symbolkraft hinter der Organfreigabe seines Sohnes für israelische Kinder sei mit Worten kaum zu greifen, die Tat Khatibs geradezu „übermenschlich“. Vorbildliches habe er nicht nur für jeden Einzelnen von uns, sondern vor allem für den Friedensprozess in seiner Heimat geleistet. „In Ihrer Friedensarbeit mit arabischen Jugendlichen wird aus abstrakter Sehnsucht konkrete Hoffnung“, so Bouffier.

 

Ismail Khatib sei ein Mensch mit Zivilcourage, betonte Avi Primor in seiner Laudatio. „Er ist ein Mensch, der trotz des Elends der Besatzung im Westjordanland, des Lebens ohne würdige staatliche Selbstbestimmung, der Gewalt abgesagt hat. Er ist ein Mensch, der sich bemüht, eine Kluft zu überwinden, die zu überbrücken selbst den größten Staatsmännern und Regierungschefs nicht gelingt. Er versucht, die Kluft zwischen den beiden Nationen im Nahen Osten – den Palästinensern und Israelis - zu überwinden, die in den Vorurteilen der Individuen tief verankert ist“, sagte Primor.

 

Der Preisträger bedankte sich in seiner Rede für die Ehrung: „Es ist für mich und das palästinensische Volk eine große Ehre, diesen Preis zu erhalten. Ich danke Ihnen allen für diese Geste der Liebe.“ Er erinnerte in seiner Rede an den Tod seines Sohnes Ahmed und das große Leid der Familie. „Die Freude ist mir abhanden gekommen. Dennoch bleibt die Hoffnung auf eine bessere Zukunft erhalten. Ahmeds Botschaft war eine Botschaft der Hoffnung und des Lebens. Aus dem Tod meines Sohnes entstand neues Leben. Damit ist ein Zeichen der Liebe und des Friedens an alle Kinder dieser Welt gesendet worden.“

 

 

Ismail Khatib wurde 1965 als Sohn palästinensischer Flüchtlinge aus Haifa in einem Lager geboren. Nach seiner Ausbildung zum Automechaniker schloss er sich dem Widerstand gegen die israelische Besatzung an. Khatib nahm an der ersten Intifada teil, zog sich jedoch nach Vorwürfen seines Vaters vom Gewaltgeschehen zurück. Sein Sohn Ahmed, das jüngste seiner sechs Kinder, wurde 2005 als Elfjähriger von israelischen Soldaten irrtümlich erschossen.

 

Ismail Khatib und seine Frau Abla entschlossen sich daraufhin, die Organe des toten Kindes zu spenden und so das Leben israelischer Kinder zu retten. Fünf Israelis verdanken heute dieser Spende ihr Leben. Zu ihnen und ihren Familien pflegt Herr Khatib seitdem Kontakt.

 

Ismail Khatib lebt heute mit seiner Familie in Djenin. Dort leitet er ein Jugendzentrum, das von einer italienischen Stiftung finanziell unterstützt wurde. Sein Ziel ist dabei, den Hass der Kinder und Jugendlichen zu bekämpfen und sie stattdessen für andere Aktivitäten zu begeistern wie etwa Musik und Theater.

 

Der deutsche Regisseur Marcus Vetter drehte über das Leben Khatibs 2008 den Dokumentarfilm „Das Herz von Jenin“. Dieser Zusammenarbeit entsprang der Plan, das verfallene Kino von Dschenin als „Kino für den Frieden“ wiederaufzubauen. Das Kino wurde Anfang August dieses Jahres, begleitet von großem medialen Interesse, wiedereröffnet.

 

Mit Ismail Khatib wird erstmals ein Palästinenser mit dem Hessischen Friedenspreis ausgezeichnet.

 

Der Hessische Friedenspreis wurde 1993 von Albert Osswald und der von ihm begründeten Stiftung ins Leben gerufen und ist mit 25.000 Euro dotiert.