Hessischer Friedenspreis 2011 für Sadako Ogata

Der Hessische Friedenspreis 2011 wird am 6. Dezember an die japanische VN-Diplomatin Sadako Ogata verliehen

Wiesbaden – Das Kuratorium Hessischer Friedenspreis der Albert Osswald Stiftung wird am 6. Dezember 2011 den mit 25.000 Euro dotierten Hessischen Friedenspreis 2011 an die japanische VN-Diplomatin Sadako Ogata verleihen. Die Laudatio wird der Präsident der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) und ehemalige Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Dr. Gunter Pleuger, halten, der von 2002 bis 2006 Ständiger Vertreter Deutschlands bei den Vereinten Nationen war.

Dies gaben der Präsident des Hessischen Landtags, Norbert Kartmann, der Vorsitzende des Kuratoriums Hessischer Friedenspreis, Staatsminister a.D. Karl Starzacher, und der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg, Prof. Dr. Michael Brzoska, heute in Wiesbaden bekannt.

 

Professor Brzoska begründete die Vergabe des Preises an Sadako Ogata:

„Sadako Ogata wurde am 16. September 1927 in Tokio, Japan, geboren. Sie stammt aus einer Diplomatenfamilie und studierte politische Wissenschaften in Japan und in den USA. Zunächst verfolgte sie eine akademische Laufbahn. 1963 promovierte sie an der University of California Berkeley, bevor sie nach Japan zurückkehrte. Von 1965 bis 1976 sowie von 1980 bis 1991 lehrte sie an christlichen Universitäten in Japan internationale Beziehungen.

 

1976 begann sie ihre diplomatische Tätigkeit als Gesandte in der Vertretung ihres Landes bei den Vereinten Nationen in New York. 1980 kehrte sie als Professorin nach Tokio zurück. Von 1982 bis 1985 war sie die japanische Vertreterin in der VN-Menschenrechtskommission. In dieser Zeit setzte sie sich intensiv mit der Materie auseinander, die später ihren weltweiten Ruf begründete.

 

Einen internationalen Namen machte sich Frau Ogata vor allem als VN-Hochkommissarin für Flüchtlinge von 1991 bis 2000. Sie machte sich durch medienwirksame Auftritte zu einer starken Stimme der wachsenden Zahl von Flüchtlingen aus Kriegs- und Krisengebieten. Frau Ogata warb erfolgreich für mehr Hilfe. Gleichzeitig forderte sie ein energischeres Vorgehen der internationalen Gemeinschaft gegen diejenigen ein, die durch Krieg und Vertreibung die Flüchtlingsströme verursachten. Hierbei ist besonders ihr energisches Eingreifen nach dem Genozid in Rwanda 1994 hervorzuheben. Ein wichtiges Ziel ihrer Arbeit war die Verhinderung der Militarisierung des Flüchtlingscamps im Osten des Kongo. Dadurch trug sie wesentlich zu einer Debatte über die Grenzen der Neutralität von Hilfsorganisationen gegenüber Kriegsparteien in Krisensituationen bei.

 

Ein weiterer wichtiger Beitrag von Sadako Ogata war die Entwicklung und Umsetzung des Konzeptes der „menschlichen Sicherheit“. Im Mittelpunkt steht der Schutz des einzelnen vor Gefahren für Leib und Leben. Sie übernahm, zusammen mit dem indischen Ökonomen Amartya Sen, den Vorsitz der „Kommission für menschliche Sicherheit“, die 2003 einen grundlegenden Bericht herausgab, in dem die Sicherheit materieller Lebensgrundlagen („freedom from want“) und die Sicherheit vor Gewalt („freedom from fear“) in einem ganzheitlichen Ansatz verbunden wurden.

 

Seit 2004 ist sie Präsidentin der Japanischen Entwicklungsagentur JICA, der inzwischen weltweit größten Entwicklungsbehörde. Eines von vier Zielen von JICA ist seitdem die Förderung der menschlichen Sicherheit, wofür zahlreiche Projekte vor allem in asiatischen Ländern unterstützt werden. Frau Ogata hat auch erfolgreich dafür geworben, dass auf der Ebene der VN Projekte mit dem Ziel der Verbesserung der „menschlichen Sicherheit“ gefördert werden.

 

Die Konzipierung der „menschlichen Sicherheit“ kann als eine der wichtigsten Errungenschaften zeitgenössischer Sicherheitspolitik betrachtet werden. Diese Konzeption ist heute nicht nur wichtiger Maßstab für das Eingreifen der Vereinten Nationen in lokale Konflikte, sondern ein Baustein ihrer Bemühungen, nach Konfliktende den Frieden aufzubauen und langfristig stabil zu machen. Frau Ogata ist daher eine der großen „Friedensarchitektinnen“ unserer Zeit.“

 

Mit Sadako Ogata wird erstmals eine Japanerin mit dem Hessischen Friedenspreis ausgezeichnet.

 

Die Preisverleihung findet am 6. Dezember um 11 Uhr im Hessischen Landtag statt.

 

(Quelle: Pressemitteilung des Hessischen Landtags, 1.11.2011)