Von 1991 bis 2002 herrschte in Sierra Leone Bürgerkrieg mit einer schrecklichen Bilanz: Mehr als 50.000 Tote wurden gezählt und viele tausende Menschen leiden nachhaltig an den Folgen des Krieges, an Verstümmelung, Vergewaltigung und Vertreibung.
Mit dem Konzept der Reparationsleistungen wird die Hoffnung verbunden, dass man diesen Menschen einen Weg zurück in ein geregeltes und würdevolles Leben öffnen kann. Ein individuelles Recht auf Reparationen wird daher von der internationalen Gemeinschaft als wichtiger Bestandteil der Opferrechte nach gewaltsamen Konflikten betrachtet. Neben der Wiedergutmachung für erlittenes Unrecht sollen Reparationen auch eine neue Beziehung zwischen Bevölkerung und Staat etablieren, die den Staat für seine Bürger als demokratisch und zugänglich erfahrbar macht. Zu diesem Zweck wurde vom United Nations Peacebuilding Fund ein Reparationsprogramm in Sierra Leone finanziert, das neben einmaligen Zahlungen auch medizinische Operationen, berufliche Ausbildungsförderung und Mikrokredite umfasst.
Im PRIF Report No. 129 The Fortunate Ones and the Ones Still Waiting: Reparations for War Victims in Sierra Leone untersucht Eva Ottendörfer die Planung und Umsetzung des Reparationsprogrammes, das zwischen 2008 und 2013 ausgeführt wurde. Sie konfrontiert dabei die Hoffnungen und Versprechungen, die mit dem Programm verbunden wurden, mit seinen tatsächlichen Effekten. Wegen der hohen Opferzahl wurden vor allem bestimmte Zielgruppen von dem Programm begünstigt, wodurch allerdings bei vielen Opfern das Gefühl von Ungerechtigkeit noch verstärkt und das Vertrauen in den Staat erschüttert wurde. Am Ende formuliert die Autorin Empfehlungen für Regierungen und internationale Organisationen und plädiert für einen realistischeren Blick auf Vor- und Nachteile von Reparationszahlungen, der nicht mit Erwartungen überfrachtet ist.
Der PRIF Report ist für 10 € bei der HSFK erhältlich oder steht als kostenloser Download zur Verfügung.