The Little Known Story of De-Proliferation

Beitrag von Harald Müller und Andreas Schmidt im Sammelband "Forecasting Nuclear Proliferation in the 21st Century" von William C. Potter und Gaukhar Mukhatzhanova.

Seit Beginn des Atomzeitalters haben 37 Staaten aktiv nach Atomwaffen gestrebt. Fünf dieser Staaten sind heute als "offizielle" Kernwaffenstaaten anerkannt, vier weitere sind de facto in Besitz von Kernwaffen. Die weitere Entwicklung des iranischen Atomprogramms ist noch nicht abzusehen.

 

Mittlerweile haben jedoch 26 Staaten ihre Atomwaffenprogramme beendet - obwohl in der gegenwärtigen Situation einige von ihnen versucht sein könnten, diese zu reaktivieren. Diese Entwicklung entspricht jedoch nicht der von den Realisten in den Internationalen Beziehungen vertretenen Vorstellung eines linear fortschreitenden nuklearen Aufrüstungsprozesses.

 

Das Kapitel von Harald Müller und Andreas Schmidt geht der Frage nach, warum so viele Staaten, die zunächst eigene Kernwaffenprogramme verfolgten, diese wieder eingestellt haben. Dafür untersuchen die Autoren die "üblichen Verdächtigen" als unabhängige Variablen; hierzu zählen Faktoren wie Bündnisgarantien, wirtschaftliche und technische Fähigkeiten, Regimenormen, das nukleare Wettrüsten, demokratische Prozesse und Liberalisierung. Die Autoren kommen in ihrer Studie zu dem Ergebnis, dass Bündnisgarantien sowie wirtschaftliche und technische Fähigkeiten einen überraschend geringen Einfluss auf die Einführung und den Fortbestand staatlicher Kernwafffenprogramme haben. Viel bedeutsamer erscheinen dagegen innerstaatliche Strukturbedingungen, wie die Regierungsform, und internationale Regimenormen, insbesondere die normative Wirkung des Nichtverbreitungsvertrages.

 

Müller, Harald & Schmidt Andreas (2010): The Little Known Story of De-Proliferation: Why States Give Up Nuclear Weapon Activities, in: Potter, William C. Potter & Mukhatzhanova, Gaukhar (eds.): Forecasting Nuclear Proliferation in the 21st Century. The Role of Theory, Volume 1, Stanford University Press, Stanford, pp. 124–158.