Tödliche Polizeigewalt in Brasilien und den Philippinen

Neuer PRIF Report analysiert die Rolle struktureller Faktoren bei polizeilicher Gewaltanwendung

Bra­silien und die Phili­ppinen besitzen beide vergleichs­weise hohe Raten tödlicher Polizei­gewalt, welche in den vergan­genen Jahren zusätzlich gestiegen sind. Der Report ana­lysiert, inwiefern struktu­relle Vari­ablen wie Demo­grafie, Wirtschaft und Krimi­nali­tätsraten Vari­ationen tödlicher Polizei­gewalt auf subna­tionaler Ebene erklären können. Dabei wird auf die zuei­nander konträren Erklärungen der Konflikt­theorie und der Konsens­theorie zurück­gegriffen. Erstere besagt, dass Polizei(-gewalt) häufig von Eliten genutzt wird, um ihre Inte­ressen zu schützen und potenziell gefähr­liche Unter­schichten zu unter­drücken. Letztere geht hingegen davon aus, dass die Polizei eine zentrale Insti­tution zur Gewähr­leistung von Sicherheit darstellt und dass Polizei­gewalt sich deshalb gegen jene richtet, die die gesell­schaftliche Ordnung atta­ckieren und nicht gegen bestimmte Gruppen.

Die Ergeb­nisse der Analyse stehen jedoch mit keiner der beiden Theorien besonders stark im Einklang. Des Weiteren unterscheiden sich die Variablen, bei denen eine Korre­lation nachweisbar ist, zwischen den beiden Ländern in hohem Maße. Beim Versuch mögliche Erklä­rungen für tödliche Polizei­gewalt zu finden, müssen deshalb Kontext und inter­mediäre Faktoren wie Bedeutung, Kultur, normative Ordnung, sozial eta­blierte Praktiken und die poli­tische Situation berück­sichtigt werden.

Die Autor:innen des Reports sind Peter Kreuzer und Ariadne Natal.

Download: Kreuzer, Peter / Natal, Ariadne (2023): Police use of deadly force in Brazil and the Philippines: What macro-level factors tell us, PRIF Report 4/2023, Frankfurt/M.