Brasilien und die Philippinen besitzen beide vergleichsweise hohe Raten tödlicher Polizeigewalt, welche in den vergangenen Jahren zusätzlich gestiegen sind. Der Report analysiert, inwiefern strukturelle Variablen wie Demografie, Wirtschaft und Kriminalitätsraten Variationen tödlicher Polizeigewalt auf subnationaler Ebene erklären können. Dabei wird auf die zueinander konträren Erklärungen der Konflikttheorie und der Konsenstheorie zurückgegriffen. Erstere besagt, dass Polizei(-gewalt) häufig von Eliten genutzt wird, um ihre Interessen zu schützen und potenziell gefährliche Unterschichten zu unterdrücken. Letztere geht hingegen davon aus, dass die Polizei eine zentrale Institution zur Gewährleistung von Sicherheit darstellt und dass Polizeigewalt sich deshalb gegen jene richtet, die die gesellschaftliche Ordnung attackieren und nicht gegen bestimmte Gruppen.
Die Ergebnisse der Analyse stehen jedoch mit keiner der beiden Theorien besonders stark im Einklang. Des Weiteren unterscheiden sich die Variablen, bei denen eine Korrelation nachweisbar ist, zwischen den beiden Ländern in hohem Maße. Beim Versuch mögliche Erklärungen für tödliche Polizeigewalt zu finden, müssen deshalb Kontext und intermediäre Faktoren wie Bedeutung, Kultur, normative Ordnung, sozial etablierte Praktiken und die politische Situation berücksichtigt werden.
Die Autor:innen des Reports sind Peter Kreuzer und Ariadne Natal.