Unter den OECD-Mitgliedsstaaten herrschen große Unterschiede im Niveau der politischen Bildung von Schülerinnen und Schülern. Auch die soziale Ungleichheit politischer Bildung variiert deutlich zwischen den nationalen Kontexten – das zeigen Daten der International Civic and Citizenship Education Study (ICCS) aus 2016. Können diese zwischenstaatlichen Differenzen durch die unterschiedlichen Bedingungen der jeweiligen Bildungssysteme erklärt werden? In ihrem neuen PRIF Working Paper "Students’ Civic Knowledge Achievement – A Cross-National Comparative Analysis" identifiziert Raphaela Schlicht-Schmälzle bildungssystemische Bedingungen, die einen Zusammenhang mit dem politischen Wissenserwerb von Schülerinnen und Schülern aufweisen.
Die Studie liefert Anhaltspunkte dafür, dass erstens hohe Anforderungen an die Lehrkräfteausbildung, zweitens fächerübergreifende politische Bildung anstatt der Isolation im Politikunterricht und drittens eine Kultur der politischen Diskussion im Klassenzimmer einen positiven Einfluss auf die politische Bildung in der Schule ausüben. Ein nach Leistung gegliedertes Sekundarschulwesen dagegen erweist sich als hinderlich. Darüber hinaus wirken bestimmte bildungssystemische Bedingungen unterschiedlich auf Schülerinnen und Schüler unterschiedlicher sozialer Herkunft und haben somit das Potenzial, soziale Ungleichheit entweder zu reduzieren oder gar zu verstärken. Die Ergebnisse liefern der Bildungspolitik Anhaltspunkte für Rahmenbedingungen, die politische Bildung effektiver und für alle Schülerinnen und Schüler zugänglicher gestalten können.