Russlandbilder und Russlandpolitik im Spiegel der Deutschen

Diskussionsveranstaltung mit Bruno Schoch

In Deutschland diente Russland häufig als eine Pro­jektions­fläche beson­derer Art. In einer langen ideen­geschicht­lichen Tradi­tion wurde und wird eine Seelen­verwandt­schaft beschworen oder eine gemein­same Front­stellung gegen den Westen und besonders gegen die USA phanta­siert. Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine hat sich diese Haltung in einem Teil der Bevöl­kerung verfestigt. Sie geht mit Verschwö­rungsmy­then einher und fordert, dass man Russland (und Putin) nicht verteu­feln dürfe, sondern verstehen und seine Sicher­heits- und Macht­interessen respek­tieren müsse. Dagegen sind im anderen Teil der Bevöl­kerung Illu­sionen über eine koope­rative Partner­schaft mit Russland zerstoben. Putins Politik wird als revisio­nistisch und imperia­listisch begriffen. Hinter beiden Vorstellungen stecken politische und psycho­logische Komplexe von Unter- bzw. Über­legen­heit.

In dieser Veranstaltung wollen wir die Tradi­tionen und Konti­nuitäten deutscher Russland-Vor­stellungen darstellen und reflek­tieren, ebenso die – nicht allein von der SPD verfolgten – beson­deren Bezie­hungen Deutschlands zu Russland. Diesen wurde das Eman­zipations­streben der osteuro­päischen Staaten, inzwischen großen­teils Mitglieder der EU und der NATO, lange Zeit unter­geordnet. Das hat sich mit Blick auf die Ener­giepoli­tik als fatal erwiesen. Und allzu lange wurde die Exis­tenz der Ukraine als Staat und Nation – wie in Putins groß­russischem Narra­tiv – igno­riert oder gar, wie von Helmut Schmidt, geleug­net.

Über die kompli­zierte Gemenge­lage des deutschen Russland-Komplexes wollen wir mit ausge­wiesenen Experten disku­tieren, die dazu brand­aktuelle Publi­kationen veröffent­licht haben.

Diskussion mit:

  • Reinhard Bingener, FAZ-Korres­pondent, Co-Autor von „Die Moskau-Connection. Das Schröder-Netzwerk und Deutschlands Weg in die Abhän­gigkeit“
  • Gerd Koenen, Publi­zist und Histo­riker, Autor von „Der Russland-Komplex. Die Deutschen und der Osten“
  • Viola von Cramon, MdEP, Mitglied im Ausschuss für Auswär­tige Ange­legen­heiten (AFET) und der Dele­gation im Parla­menta­rischen Assozi­ationsaus­schuss EU-Ukraine, Brüssel

Moderation:

  • Bruno Schoch, Asso­ziierter Forscher an der Hessischen Stiftung Friedens- und Konflikt­forschung (HSFK)

Wann: Donnerstag, 01. Juni 2023, 19:00 Uhr

Wo: Ökohaus, Kasseler Straße 1a, Frankfurt/M. & live auf dem Youtube-Kanal der Heinrich-Böll-Stiftung Hessen

Weitere Informationen finden sich auf der Website der Heinrich-Böll-Stiftung Hessen.