Demokratie in Aufruhr

Gesprächsveranstaltung zu Brasilien mit Jonas Wolff

Poster der Veranstaltung "Demokratie in Aufruhr"

Nach der Wahl des links­gerichteten Lula da Silva zum Präsi­denten Brasiliens im letzten Herbst wurde vielerorts von einem Sieg der Demo­kratie gesprochen. Denn der Mitbe­gründer der Partei der Arbeiter setzte sich nach einem hitzig geführten Wahl­kampf gegen den rechts­extremen Amtsinhaber Jair Bolsonaro durch. Am 08.01.2023 verwüs­teten dann tausende Anhänger Bolso­naros den Kongress, den Obersten Gerichts­hof und den Regierungs­sitz in der brasilia­nischen Hauptstadt Brasilia. Diese Ausschrei­tungen in der Herz­kammer der brasilia­nischen Demokratie fanden nur eine Woche nach der Amts­einführung des neuen Präsidenten Lula da Silva statt und weckten beunruhi­gende Erinne­rungen an den Sturm des US-Kapitols vor zwei Jahren durch Unterstützer des ehemaligen republi­kanischen Präsidenten Donald Trump. Im Lichte dieser Vorkomm­nisse nehmen die Warnungen vor einer Erosion der Demokratien weltweit zu: So warnte beispiels­weise der US-Präsident Joe Biden in der letzten Woche vor der reellen Gefahr eines Zusammen­bruchs der demo­kratischen Institutionen in Brasilien, den USA und anderen Teilen der Welt.

Was sind die Ursachen für die Aufruhren? Wie resilient und stabil zeigen sich die demo­kratischen Institu­tionen vor dem Hintergrund dieser Krisen­symptome? Und wie kann die Demo­kratie geschützt werden?

Die Veranstaltung „Demokratie in Aufruhr“ widmet sich diesen drängenden Fragen und legt dabei einen Fokus auf die aktuellen Entwick­lungen in Brasilien und der Anden­region.

Dazu einge­laden ist der brasilian­ische Politiker und Ökonom Prof. Eduardo Suplicy – seit mehr als 40 Jahren eine der prägend­sten Figuren der brasilia­nischen Politik. Er gehört zu den Gründungs­mitgliedern der brasilia­nischen Partei der Arbeiter des heutigen Präsi­denten Lula da Silva. Weltweit bekannt ist Suplicy als uner­müdlicher Vorkämpfer für ein bedingungs­loses Grund­einkommen. So ist es auf seinen Einsatz und seinen Gesetzes­vorschlag zurück­zuführen, dass Brasilien 2004 das erste Land der Welt wurde, das dieses Instrument in der Verfassung verankerte. Da die Umsetzung bis heute aussteht, kämpft Suplicy weiterhin für eine Priori­sierung des Projekts. Seine große Beliebtheit in der Bevöl­kerung wurde dabei erst jüngst erneut bestätigt, als er mit der höchsten Stimmen­zahl zum Abgeord­neten des Bundesstaats São Paulo gewählt wurde und damit zu den Wurzeln seines ersten politischen Amtes zurückkehrte.

Jonas Wolff, Professor für Politik­wissenschaft mit dem Schwerpunkt Transformationsf­orschung in Lateinamerika der Goethe-Universität Frankfurt und der HSFK, komplementiert das Gespräch. Gemeinsam werden sie über die aktuellen Ereignisse in der Region sprechen und im Hinblick auf die Lage der Demokratien reflektieren.

Wann: 23. Januar 2023, 19.00 - 21.00 Uhr

Wo: Historische Villa Metzler / Museum Angewandte Kunst, Schaumainkai 17, Frankfurt am Main, 60594 Deutschland


 

Programm

Grußwort
Prof. Dr. Rainer Forst
Direktor Forschungszentrum Normative Ordnungen der Goethe-Universität Frankfurt
Alexandre José Vidal Porto
Generalkonsul Brasiliens in Frankfurt am Main

Gespräch
Prof. Dr. Eduardo Suplicy
Politiker, Ökonom und Mitbegründer der Partei Partido dos Trabalhadores (PT)
Prof. Dr. Jonas Wolff
Forschungsinitiative ConTrust: Vertrauen im Konflikt an der Goethe-Universität Frankfurt

Moderation
Rebecca C. Schmidt
Geschäftsführerin Forschungszentrum Normative Ordnungen der Goethe-Universität Frankfurt

Initiiert von:
Dr. Paula Macedo Weiß (Kulturproduzentin)

Die Veranstaltung findet auf Deutsch und Portugiesisch mit deutscher Simultanübersetzung statt.
Übersetzung: Michael Kegler

Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.