Weltweit kämpfen zivilgesellschaftlichen Gruppen für globale Gerechtigkeit: Sie prangern Ungleichheit an, kritisieren die neoliberale, marktgetriebene Globalisierung und fordern, dass deren negative Auswirkungen durch politische Maßnahmen aufgefangen werden. In der bisherigen Forschung zu sozialen Bewegungen für globale Gerechtigkeit sind religiöse Akteure kaum beachtet worden.
Das Sonderheft zum Thema „Faith in Justice?“ der Zeitschrift "Globalizations", herausgegeben von Claudia Baumgart-Ochse, Katharina Glaab, Peter J. Smith und Elizabeth Smythe, untersucht nun, welche Rolle religiöse Gemeinschaften und Organisationen in diesen Kämpfen für globale Gerechtigkeit in unterschiedlichen Politikfeldern spielen. Dabei vermeiden die Autorinnen und Autoren simple Dichotomien von entweder/oder, wie sie häufig in der Literatur zum Verhältnis von Religion und Politik anzutreffen sind. Vielmehr werden die Schwierigkeiten deutlich, zwischen religiösen und säkularen, progressiven und konservativen, rationalen oder irrationalen Motiven sowie Normen in den Kämpfen um globale Gerechtigkeit zu unterscheiden. Das Sonderheft stellt diese scheinbar klaren Trennlinien des Säkularisierungsparadigmas in Frage, die dazu führen, dass religiöse Akteure im öffentlichen Leben häufig marginalisiert werden. Gezeigt wird, wie sich religiöse Akteure in einer Vielfalt von Gerechtigkeitsthemen engagieren und wie stark umstritten der Begriff der Gerechtigkeit ist. Seine Bedeutung kann sich auch innerhalb religiöser Gemeinschaften und zwischen ihnen entwickeln und verändern, nicht zuletzt als Ergebnis der Konfrontation mit den sozialen und politischen Kontexten, in denen sie auf Ungerechtigkeiten treffen.
Das Sonderheft “Faith in Justice?” der Zeitschrift “Globalizations” erscheint im Dezember beim Verlag Taylor & Francis .