Hessischer Friedenspreis 2010 wird an Ismail Khatib verliehen

Das Kuratorium des Hessischen Friedenspreises der Albert Osswald Stiftung wird am 22. September 2010 den Hessischen Friedenspreis 2010 an den Palästinenser Ismail Khatib verleihen. Die Laudatio wird der ehemalige israelische Botschafter in Deutschland, Avi Primor, halten.

Dies gaben der Präsident des Hessischen Landtags, Norbert Kartmann, der Vorsitzende des Kuratoriums Hessischer Friedenspreis, Staatsminister a.D. Karl Starzacher, und das geschäftsführende Vorstandsmitglied der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung, Prof. Dr. Harald Müller, heute in Wiesbaden bekannt.

 

Professor Müller begründete die Vergabe des Preises an Ismail Khatib:

„Ismail Khatib wurde am 27. Dezember 1965 als Sohn palästinensischer Flüchtlinge aus Haifa in einem Lager geboren. Nach seiner Ausbildung zum Automechaniker schloss er sich dem Widerstand gegen die israelische Besatzung an. Khatib nahm an der ersten Intifada teil, zog sich jedoch nach Vorwürfen seines Vaters vom Gewaltgeschehen zurück. Sein Sohn Ahmed, das jüngste seiner sechs Kinder, wurde 2005 als Elfjähriger von israelischen Soldaten irrtümlich erschossen. Ahmed spielte auf der Straße mit einem Plastikgewehr, die Israelis hielten ihn für einen Angreifer.

 

Ismail Khatib und seine Frau Abla entschlossen sich daraufhin, die Organe des toten Kindes zu spenden und so das Leben israelischer Kinder zu retten. Fünf Israelis verdanken heute dieser Spende ihr Leben. Zu ihnen und ihren Familien pflegt Herr Khatib seitdem Kontakt. Khatibs Leitgedanke dabei ist „Kinder haben keine religiöse oder nationale Identität. Solche Dinge spielen für Kinder keine Rolle. Sie sind unschuldig“. Ismail Khatibs Strategie ist der „Widerstand durch Humanität“, wie es ein Freund formulierte. Khatib leistet Widerstand gegen die Besatzung durch vorbildliche Menschlichkeit und die Bekämpfung von Hass.

Ismail Khatib lebt heute mit seiner Familie in Dschenin. Dort leitet er ein Jugendzentrum, das von einer italienischen Stiftung finanziell unterstützt wurde. Sein Ziel ist dabei, den Hass der Kinder und Jugendlichen zu bekämpfen und sie stattdessen für andere Aktivitäten zu begeistern wie etwa Musik und Theater.

 

Der deutsche Regisseur Marcus Vetter drehte über das Leben Khatibs 2008 den Dokumentarfilm „Das Herz von Jenin“. Dieser Zusammenarbeit entsprang der Plan, das verfallene Kino von Dschenin als „Kino für den Frieden“ wiederaufzubauen. Das Kino wurde Anfang August dieses Jahres, begleitet von großem medialen Interesse, wiedereröffnet. Wie das Jugendzentrum soll auch das Kino zur Friedenserziehung und zur Bekämpfung des Hasses dienen. Das Auswärtige Amt unterstützt das Projekt mit einem größeren Betrag.

 

Dass Khatibs Engagement keine spontanen Einzelhandlungen sind, sondern tiefere Überzeugung widerspiegeln, geht aus den Aktivitäten hervor. Seine Friedensgeste ist einzigartig.“

 

Mit Ismail Khatib wird erstmals ein Palästinenser mit dem Hessischen Friedenspreis ausgezeichnet.

Die Preisverleihung findet am 22. September 2010 um 11 Uhr im Hessischen Landtag statt.