Nachruf auf Egon Bahr

HSFK würdigt Politiker und Friedensforscher

Am 20. August ist Egon Bahr verstorben. Er hat sich große Verdienste als Architekt der Ost- und Deutschlandpolitik Willy Brandts erworben, die den Weg zur Veränderung Mittelosteuropas und zur deutschen Vereinigung geöffnet hat. Die Einsicht, dass sich machtpolitische Realitäten nur dann verändern lassen, wenn man sie anerkennt und einen langen Atem hat, gehört wohl zum bleibenden Erbe seines politischen Wirkens.

1984 bis 1994 leitete Egon Bahr das Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg (IFSH). Zusammen mit Klaus von Schubert von der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST) und mit der HSFK hat er seinerzeit das Friedensgutachten gegründet und es in den ersten Jahren als Mitherausgeber mit seinen scharfsinnigen politischen Analysen und pointierten Formulierungen maßgeblich geprägt. Nicht zuletzt ihm verdanken wir, dass sich das Friedensgutachten, das seit 1987 jedes Jahr erscheint, als ein Aushängeschild der deutschen Friedensforschung einen Namen gemacht hat und im politischen Berlin auf Resonanz stößt.

Lange war Egon Bahr Mitglied im Kuratorium für den Hessischen Friedenspreis. Auch die von der HSFK seit bald 20 Jahren durchgeführten deutsch-russischen Schlangenbader Gespräche profitierten regelmäßig von seinen klaren und realistischen Analysen und seinem enormen politischen Erfahrungsschatz. Zudem war Egon Bahr mit der Übernahme des Vorsitzes einer Kommission, die Empfehlungen für die Einrichtung einer neuen Förderinstitution für die Friedensforschung entwickeln sollte, entscheidend an der Gründung der Deutschen Stiftung Friedensforschung (DSF) im Jahre 2000 beteiligt.

Mit dem Tod von Egon Bahr hat die gesamte Friedens- und Konfliktforschung einen Kollegen verloren, dessen Beiträge und Ratschläge auch diejenigen schmerzlich vermissen werden, die seine Einschätzungen nicht immer teilten.

 

Der Vorstand