Unter welchen Bedingungen radikalisiert sich Widerspruch gegen internationale Institutionen und die darin verkörperten Normen? Unter welchen Bedingungen gelingt es dissidenten Akteuren, einen Ordnungswandel herbeizuführen und eigene Ordnungsvorstellungen durchzusetzen?
Diese Fragen standen im Mittelpunkt des Forschungsprojekts „Schurken, Outlaws und Parias: Dissidenz zwischen Delegitimierung und Rechtfertigung“. Das Projekt beleuchtete den Umgang mit radikalem Dissens und die Voraussetzungen, unter denen staatliche und nicht-staatliche Akteure entweder Anerkennung für ihre alternativen Ordnungsvorstellungen finden oder als „Schurken“, „Outlaws“ oder „Parias“ delegitimiert werden.
Die Ergebnisse des Projekts präsentiert nun der Sammelband „Resistance and Change in World Politics. International Dissidence“, herausgegeben von Svenja Gertheiss, Stefanie Herr, Klaus Dieter Wolf und Carmen Wunderlich, der 2017 bei Palgrave Macmillan erschienen ist.
Er bietet einen konzeptionellen Analyserahmen zu Dissidenz, ihren Verlaufsformen und Wirkungen. Mit Fallstudien zeichnen die Autorinnen und Autoren verschiedene Prozesse von Dissidenz nach - in unterschiedlichen Politikfeldern wie Gesundheit, Migration, Religion und internationaler Sicherheit. So untersuchen sie zum Beispiel, wie es einigen „Schurkenstaaten“ gelang, das „Schurkenlabel“ zumindest vorübergehend abzulegen oder wie sich ehemals als dissident gebrandmarkte Entwicklungsländer im Konflikt um Generika durchsetzen konnten. Sie zeigen dabei, dass sich vor allem das Bilden von Koalitionen und strategisches Framing als erfolgsentscheidend für die Anerkennung und Umsetzung alternativer Ordnungsvorstellungen erweisen.
Das Projekt wurde von der Deutschen Forschungsmeinschaft (DFG) gefördert und 2016 abgeschlossen.