Wann, wie und durch wen wird Geschichte zu einer politischen Ressource? Welche Rolle spielen dabei Prozesse und Praktiken des Authentisierens historischer Ereignisse, Abläufe oder Persönlichkeiten? Und welche Ziele verfolgen die beteiligten Akteure? Gegenwärtig wird die Kontrolle über die Deutung von Vergangenheiten zu einem umstrittenen Gut im Kampf um politische Macht und ökonomische Ressourcen. Gerade in Krisenzeiten, aber auch angesichts konkurrierender medialer Einflüsse werden Behauptungen von Authentizität genutzt, um Ansprüche auf historische "Wahrheiten" oder "richtige" Erinnerungen durchzusetzen.
Der Sammelband "Geschichte als Ressource. Politische Dimensionen historischer Authentizität", herausgegeben von Barbara Christophe, Christoph Kohl und Heike Liebau, nimmt Transformationsprozesse und Krisensituationen in postkolonialen, postsozialistischen und postimperialen Gesellschaften in Europa, Asien und Afrika in den Blick und analysiert Prozesse des Authentisierens sowie konkurrierende Ansprüche auf Authentizität. Die einzelnen Beiträge beleuchten Zusammenhänge zwischen Authentizitätsbehauptungen, historischen Erfahrungen und Machtansprüchen. Nicht die "Geschichte" oder die "Erinnerung" werden behandelt. Vielmehr ermöglicht der Blick auf die Verflochtenheit lokaler, nationaler und transnationaler Ebenen eine Analyse der Beziehungen zwischen Produktion und Rezeption historischer Authentizität.
Der Sammelband ist im Rahmen des Leibniz-Forschungsverbunds Historische Authentizität entstanden und erscheint beim Klaus Schwarz Verlag.