Was kümmert uns der Krieg von gestern? Perspektivenwechsel im Gedenken an die Toten der Weltkriege

Gemeinsam mit dem Landtag Hessen, dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. und der Evangelischen Akademie Arnoldshain organisiert die HSFK das Symposium, das am 25. November in Wiesbaden stattfindet.

Diejenigen, die den Zweiten Weltkrieg miterlebt haben, sei es als Kinder oder Erwachsene, hat die Erinnerung daran ihr weiteres Leben lang begleitet. Für die allermeisten ist die persönliche Erinnerung an den Krieg mit Trauer verbunden, hatte 1945 doch fast jede Familie in Deutschland Verluste zu beklagen.Was für die Erlebnisgeneration und deren Kinder noch Teil der Biographie war, wirft für nachfolgende Generationen indessen Fragen auf:

 

Welche Erinnerung an die Vergangenheit soll künftig bewahrt werden, und warum überhaupt? Was kann die Erinnerung an dieKriegstoten von damals noch für Gegenwart und Zukunft bedeuten? Die private Trauer um eigene Angehörige, die im Krieg starben, unterscheidet sich vom öffentlichen Gedenken an sie. Denn das öffentliche Erinnern verweist auf die kollektive Bedeutung von Geschichte, indem es daran appelliert, bestimmte Lehren aus den Kriegserfahrungen im Gedächtnis der Gesellschaft zu bewahren. Dies setzt voraus, dass eine gesellschaftliche Diskussion über Geschichte geführt und eine Einigung auf die gültigen Deutungsmuster erzielt wird.

 

In den sechziger Jahren setzte mit den großen KZ-Prozessen ein öffentlicher Reflexionsprozess zur jüngsten Vergangenheit ein, der die Aufmerksamkeit auf die Opfer der nationalsozialistischen Herrschaft lenkte. Die moralische Verpflichtung zur Erinnerung an den Holocaust wurde in der gesellschaftspolitischen Auseinandersetzung über die Zeitgeschichte zum Kristallisationspunkt der öffentlichen Gedächtniskultur, und dies nicht allein in Deutschland.

 

Ohne Zweifel wird im Rückblick auf das 20. Jahrhundert der „Zivilisationsbruch“, den Auschwitz und der nationalsozialistische Vernichtungskrieg bedeuten, einen herausragenden Platz im öffentlichen Gedenken einnehmen.Besteht ein vergleichbar übergeordnetes Erinnerungsgebot auch gegenüber den Toten der Weltkriege, also den Soldaten und zivilen Opfern? Sollte in einem öffentlichen Gedenken weiterhin an sie erinnert werden? Das Gedenken an diese Toten steht heute in ’Konkurrenz’ zu den Opfern aktueller kriegerischer Konflikte: Deutschland hat mit dem Einsatz in Afghanistan gefallene Soldaten zu beklagen. Warum soll man sich angesichts dieser Kriegstoten noch mit denen des Ersten oder Zweiten Weltkriegs befassen? Auch ist die deutsche Bevölkerung in den letzten Jahrzehnten sehr viel heterogener geworden. Möglicherweise hat die veränderte Zusammensetzung der Gesellschaft Konsequenzen für nationale und europäische Erinnerungs- und Gedenkkulturen. Falls ja, welche sind das?

 

Das Symposium fragt nach der Notwendigkeit und künftigen Relevanz der Erinnerung an die Kriegstoten für den Einzelnen, die deutsche Gesellschaft und das zusammenwachsende Europa. Welche Folgen hat der Umgang mit Geschichte für die Gestaltung der Orte von Trauer und Gedenken?

 

Als Mitorganisatorin hat Dr. Sabine Mannitz zu dieser Veranstaltung einen HSFK-Standpunkt verfasst, den Sie hier herunterladen können:

Ich nenn´euch die Zahl, die Namen, die Qual... Friedenspädagogische Chancen des öffentlichen Kriegstotengedenkens, HSFK-Standpunkte Nr. 8/2010, Frankfurt/M.

 

Ansprechpartnerin an der HSFK: Dr. Sabine Mannitz

 

25. November 2010

Hessischer Landtag

Plenarsaal

 

Um Anmeldung wird gebeten per E-Mail: hessen @volksbund .de unter Angabe des Veranstaltungstitels und Ihrer Adresse möglichst bis 20. November 2010.

 

 Das Programm finden Sie hier zum Download.