Die Politik der Anerkennung und nichtstaatliche bewaffnete Akteure
Wie ein nichtstaatlicher bewaffneter Akteur (ANSA) benannt und diskursiv konstruiert wird, eröffnet Staaten bestimmte Möglichkeiten, mit ihm umzugehen, und verschließt zugleich andere. Die Frage, ob man „mit Terrorist*innen spricht" oder nicht, ist die prominenteste Version des Dilemmas, in dem sich Staaten – und manchmal auch internationale Organisationen (IOs) – befinden, wenn sie ihre Optionen abwägen: Einerseits könnten sie befürchten, gewalttätiges Verhalten zu belohnen und damit anderen Akteuren Anreize für ähnliche Strategien zu geben. Sie wollen keine Schwäche zeigen, indem sie Zwangsstrategien wie Terrorismus und Erpressung nachgeben. Andererseits werden sie in der Regel von dem Wunsch geleitet, Gewalt und bewaffneten Konflikten ein Ende zu setzen. Entscheidungsträger*innen hoffen dann, den jeweiligen ANSA zu Wandel zu bewegen und ihn in ein friedlicheres politisches und Gesellschaftssystem aus Gesellschaft und Politik zu integrieren. Vor diesem Hintergrund können sich Staaten und IOs dafür entscheiden, (geheime) Gespräche und Verhandlungen aufzunehmen, gegen die jeweilige Gruppe gewaltsam vorzugehen oder einen (positiven oder negativen) Wandel in der Deutung des jeweiligen ANSA vorzunehmen, der neue Wege der Konflikttransformation (oder Eskalation) eröffnet.
All diese Interaktionsformen beinhalten Formen von Anerkennung, Nichtanerkennung oder „verkennender Anerkennung“ (mis-recognition) des Akteurs durch den jeweiligen Staat oder die IO. Anerkennung beschreibt ein menschliches Grundbedürfnis bei der Ausildung von Identitäten, sowohl auf individueller als auch auf kollektiver Ebene. Das Projekt versucht, das Konzept der Anerkennung in die Debatte über den Umgang mit nichtstaatlichen bewaffneten Akteuren einzubinden, sein akademisches und politisches Potenzial zu erforschen und anhand von Beispielen aus verschiedenen Weltregionen seine Gültigkeit für das Verständnis von Konflikttransformation und -eskalation zu diskutieren.
- Das Projekt wird zusammen mit Anna Geis (Helmut-Schmidt-Universität / Universität der Bundeswehr Hamburg) und Maéva Clément (Universität Osnabrück) durchgeführt.
- Geis, Anna
- Clément, Maéva
- Recognising armed non-state actors: Risks and opportunities for conflict transformation | 2021
Geis, Anna / Clément, Maéva / Pfeifer, Hanna (2021): Recognising armed non-state actors: Risks and opportunities for conflict transformation, in: Geis, Anna/Clément, Maéva/Pfeifer, Hanna (eds), Armed non-state actors and the politics of recognition, Manchester: Manchester University Press, https://www.manchesterhive.com/view/9781526152763/9781526152763.00009.xml.
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- Recognition dynamics and Lebanese Hezbollah's role in regional conflicts | 2021
Pfeifer, Hanna (2021): Recognition dynamics and Lebanese Hezbollah's role in regional conflicts, in: Geis, Anna/Clément, Maéva/Pfeifer, Hanna (eds), Armed non-state actors and the politics of recognition, Manchester: Manchester University Press, https://www.manchesterhive.com/view/9781526152763/9781526152763.00018.xml.
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- Armed non-state actors and the politics of recognition | 2021
Geis, Anna / Clément, Maéva / Pfeifer, Hanna (eds), (2021): Armed non-state actors and the politics of recognition, Manchester: Manchester University Press, www.manchesteruniversitypress.co.uk/9781526152756/.
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