Das Verhältnis von Frieden und Gerechtigkeit

Harald Müller zu Frieden und Gerechtigkeit aus interdisziplinärer Perspektive - PRIF Working Paper

Working Paper No. 30 "Justice in interdisciplinary perspective" (Foto: iStock)

Wie hängen Frieden und Gerechtigkeit zusammen? (Foto: iStock)

Frieden und Gerechtigkeit sind ein beliebtes Pärchen im friedenstheoretischen Schrifttum; ihr Zusammenhang ist seit jeher Gegenstand der politischen Philosophie und Theorie. Dem Begriff der Gerechtigkeit wird dabei in zweierlei Hinsicht große Bedeutung zugesprochen: Zum einen gilt er als ultimative normative Zielsetzung allen politischen Handelns, zum anderen ist seine Beeinflussung auf Friedenschancen Zentrum politischen Denkens. Doch was wissen wir eigentlich über ihre empirische Beziehung? Lohnt es sich überhaupt, empirische Forschungs­anstrengungen zu unternehmen, um dieses Verhältnis aufzuklären? 

Erkenntnisse aus anderen Disziplinen bieten reichlich Anreize, sich auf ein solches Unternehmen einzulassen: Neurobiologien haben die Regionen im menschlichen Gehirn lokalisiert, die für negative Reaktionen auf frustrierte Gerechtigkeitsansprüche verantwortlich sind. Evolutions­biologen haben Verteilungsregeln und Bestrafungsrituale nicht nur in frühen menschlichen Gemeinschaften identifiziert, sondern in vielen sozial lebenden Arten, namentlich unseren Vettern, den Menschenaffen. Psychologen haben die Entwicklung des Gerechtigkeits­sinns in früher Kindheit erkundet, während experimentell arbeitende Wirtschaftswissenschaftler herausgefunden haben, dass das Verhalten von Testpersonen in Versuchsanordnungen, die Entscheidungssituationen in Verteilungskonflikten simulierten, dem Idealtypus des „economic man“ klar widersprachen und nur durch die Annahme einer Fairnesspräferenz zu erklären waren.

Das Working Paper No. 30 „Justice in Interdisciplinary Perspective. Findings From Other Disciplines and Their Impact on International Relations” von Harald Müller diskutiert diese Befunde und versucht zu verstehen, was wir daraus für unsere eigenen Untersuchungen über zwischen- und innerstaatliche Gewaltkonflikte lernen können.

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