Mit einer international besetzten Abschlusskonferenz ging Mitte März 2018 in Frankfurt das von der VolkswagenStiftung unterstützte Projekt „Sozioökonomische Proteste und politische Transformation: Dynamiken von contentious politics in Ägypten und Tunesien vor dem Hintergrund südamerikanischer Erfahrungen“ erfolgreich zu Ende. An zwei Tagen stellten die Projektmitgliederinnen und Projektmitglieder aus Deutschland, Ägypten und Tunesien zentrale Forschungsergebnisse zur sozioökonomischen Dimension der laufenden Transformationsprozesse in Ägypten und Tunesien vor und diskutierten sie mit geladenen, internationalen Gästen aus Wissenschaft, Politik und Entwicklungszusammenarbeit. Neben der Analyse der Dynamik sozioökonomischer Proteste seit den Revolutionen in den beiden nordafrikanischen Ländern, stand dabei der interregionale Vergleich mit Lateinamerika im Zentrum der Diskussionen. In einer öffentlichen Keynote diskutierte Prof. Dr. Jillian Schwedler von der City University New York zudem zentrale konzeptionelle Fragen, mit denen sich die Forschung zu Protesten auseinanderzusetzen hat.
„Unsere Konferenz war ein gelungener Abschluss von über drei Jahren intensiver Forschungsarbeit und ein schönes Wiedersehen mit Gästen, Kolleginnen und Kollegen aus Ägypten, Tunesien, Argentinien und den USA“, sagte Dr. Irene Weipert-Fenner von der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK), die das Projekt gemeinsam mit Dr. Jonas Wolff (ebenfalls HSFK) geleitet hat. „Besonders freut uns, dass wir die erfolgreiche Kooperation mit den Projektpartnern in Kairo und Sfax fortsetzen können.“ Die Konferenz diente zugleich als Auftakt für ein ebenfalls dreijähriges Nachfolgeprojekt. Das Vorhaben „Streit um sozioökonomische Reformen. Politische Konflikte und soziale Proteste in Ägypten und Tunesien nach 2011 im interregionalen Vergleich“ wird im Oktober 2018 beginnen.
Über das Projekt „Sozioökonomische Proteste und politische Transformation“
Im dreijährigen Forschungsprojekt analysierte ein achtköpfiges Team aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Arab Forum for Alternatives aus Ägypten, der HSFK und der University of Sfax (Tunesien) die vernachlässigte sozioökonomische Dimension der laufenden Transformationsprozesse in Ägypten und Tunesien. Im Zentrum stand dabei die Dynamik sozioökonomischer Proteste seit den Revolutionen 2011. Eine fokussierte Analyse südamerikanischer Länder und ihrer vielfältigen Erfahrungen mit politischem Wandel und sozioökonomischen Protesten diente als Quelle der Inspiration und Orientierung. Das Nachfolgeprojekt „Streit um sozioökonomische Reformen“ wird die konfliktträchtige Aushandlung sozioökonomischer Reformen ins Zentrum rücken, um deren Konsequenzen für den gesellschaftlichen Frieden und die politische Ordnung in Ägypten und Tunesien zu bestimmen.
Bei der HSFK erschienene Publikationen zum Projekt:
- Schröder, Jonas/Weipert-Fenner, Irene (2017): Stabilisierung durch Freihandel? Die Europäische Nachbarschaftspolitik und ihre Folgen für den sozialen Frieden in Tunesien, PRIF Spotlight 3/2017, Frankfurt/M.
- Vatthauer, Jan-Philipp/Weipert-Fenner, Irene (2017): Die soziale Frage in Tunesien. Sozioökonomische Proteste und politische Demokratisierung nach 2011, HSFK-Report Nr. 3/2017, Frankfurt/M.
- Vatthauer, Jan-Philipp/Weipert-Fenner,Irene (2017): The Quest for Social Justice in Tunisia. Socioeconomic protest and political democratization post 2011, PRIF Report No. 143, Frankfurt/M.
- Weipert-Fenner, Irene/Wolff, Jonas (2016): Unemployment Movements in the Global South. The cases of Argentina and Tunisia, PRIF Working Papers No. 32, Frankfurt/M.
- Abdalla, Nadine/Wolff, Jonas (2016): From Driver of Change to Marginalized Actor: Egypt's New Unionism from a Comparative Perspective, PRIF Working Papers No. 31, Frankfurt/M.
- Weipert-Fenner, Irene/Wolff, Jonas (2015): Socioeconomic Contention and Post-revolutionary Political Change in Egypt and Tunisia: A Research Agenda, PRIF Working Papers No. 24, Frankfurt/M.