Die aktuelle Covid-19-Pandemie zeigt die große Bedeutung der internationalen Zusammenarbeit bei der Prävention und Eindämmung globaler Krankheitsausbrüche. Im neuen PRIF Working Paper "Norm Conflicts in Global Health: The Case of Indonesia and Pandemic Influenza Preparedness" zeichnet Una Jakob die Zusammenarbeit im "Pandemic Influenza Preparedness Framework" (PIP Framework) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nach. Das Netzwerk wurde 2011 als eine Reform der vergangenen jahrzehntelangen Zusammenarbeit verabschiedet. Zuvor war Indonesien 2007 aus dem bisherigen Netzwerk ausgetreten, weil das Land, wie andere Mitglieder des Globalen Südens, nicht ausreichend von den Forschungsergebnissen profitierte, obwohl es ein wichtiger Lieferant von Virusproben war.
Im neuen Regelwerk wurden die gleichberechtigte Nutzenverteilung und der Virenaustausch als gleichwertige Prinzipien festgelegt. Damit reformierte es die WHO und ihre internen Prozesse, rückte aber auch die bestehenden Spannungen und Konflikte zwischen verschiedenen Normen und Praktiken in den Vordergrund: erstens die globale Gesundheitszusammenarbeit, welche die gemeinsame Nutzung von Erregerproben erfordert; zweitens den Schutz der geistigen Eigentumsrechte, der Innovation fördern und Gewinne sichern soll; und drittens den Schutz der genetischen Ressourcen, wodurch Erregerproben als nationale Ressourcen betrachtet werden und bei Nutzung durch einen anderen Staat einen angemessenen Vorteilsausgleich vorsehen.
Das Working Paper zeichnet die indonesische Politik zur Vorbereitung auf eine Grippepandemie und den Reformprozess innerhalb der WHO nach. Es markiert außerdem die drei genannten Normkomplexe sowie die Rolle technologischer Neuerungen in der Gensequenzierung darin als künftige empirische und theoretische Forschungsfelder.