Transnationale Vernetzung betrieblicher Interessenvertretung. Eine teilnehmend-beobachtende Pilotstudie

In der globalen M+E-Industrie lässt sich eine grundlegende Machtasymmetrie identifizieren: Während insbesondere OEMs (Original Equipment Manufacturers) über nationale Grenzen hinweg globale Wertschöpfungsketten dominieren, sind transnationale Handlungskompetenzen betrieblicher Interessensvertretungen meist nur schwach ausgeprägt (Ludwig & Simon 2019). Kollektive Arbeitnehmervertretungen scheinen auf die weitere Ausdifferenzierung globaler Wertschöpfungsketten schlecht vorbereitet zu sein – und das, obwohl Beschäftigte der M+E-Industrie angesichts besonders hoher Substituierungs- und Outsourcingpotenziale unter großem Druck stehen. Gleichwohl lassen sich in jüngerer Zeit innovative – und bislang weitgehend unerforschte (Simon 2021) – Ansätze der transnationalen Vernetzung betrieblicher Interessenvertretungen in der globalisierten M+E-Branche identifizieren. Ein solcher Ansatz - die NWI der IG Metall – soll im Pilotprojekt teilnehmend-beobachtend begleitet werden.

 

Konkrete, die Fallstudien anleitende Fragen sind:

1. Welche Auswirkungen hat die globale Transformation der M+E-Industrie in den lokalen Kontexten der Fallstudien? Welche Beschäftigungsstrukturen weisen die transnationalen/lokalen Wertschöpfungsketten auf? Welche Strategien verfolgen die Akteur*innen hinsichtlich der Gestaltung der Transformation?

2. Welche Ansätze, Potenziale und Herausforderungen für eine transnationale Vernetzung der betrieblichen Akteur*innen bestehen? Inwieweit unterscheiden sich diese im transnationalen Vergleich?

3. Welche Bedeutung haben lokale, regionale, nationale, globale Arbeitnehmervertretungen (Gewerkschaften, Betriebsräte, andere) in den jeweiligen Kooperationsprojekten? Welche Unterschiede lassen sich im transnationalen Vergleich in den untersuchten Kooperationen identifizieren (formell bis institutionell: z.B. EBRs, Globale Rahmenabkommen; oder aber „nur“ informeller Informationsaustausch)?

 

Untersuchungsmethoden

Anknüpfend an einschlägige Vorarbeiten der Projektleitung (Ludwig/Simon, 2017, 2019; Simon 2021) ist die Pilotstudie primär als teilnehmend-beobachtende Forschung angelegt. Um diese Methode zur Anwendung zu bringen, wird das Projektteam die im Vorstand der IG Metall in Frankfurt angesiedelte NWI intensiv begleiten und dabei 2-3 Fallstudien (Marokko; Mexiko; Südafrika) erstellen.

Projektleitung:
1
A Gap between Social and Ecological Rights: A Commentary after One Year of the German Supply Chain Due Diligence Act | 2024

Hafner, Lillie / Simon, Hendrik (2024): A Gap between Social and Ecological Rights: A Commentary after One Year of the German Supply Chain Due Diligence Act, PRIF Blog, 4.4.2024.

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2
Islands of Trust in a Sea of Locational Competition | 2023

Simon, Hendrik (2023): Islands of Trust in a Sea of Locational Competition. Towards Transnational Solidarity in Corporation-based Workers Networks, in: Journal of Political Sociology, Special Issue on Solidarity in Global Value Chains.

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3
Networks of Solidarity and Trust | 2022

Simon, Hendrik (2022): Networks of Solidarity and Trust, Living Sociology, 26.4.2022.

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4
„United and Stronger Together“ | 2021

Simon, Hendrik (2021): „United and Stronger Together“. Transnationale gewerkschaftliche Organisierung in multinationalen Konzernen am Beispiel der IG Metall-Netzwerkinitiative, in: Industrielle Beziehungen, 28:2, 212–221, https://www.budrich-journals.de/index.php/indbez/article/view/38013.

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5
Solidarität statt Standortkonkurrenz | 2021

Ludwig, Carmen / Simon, Hendrik (2021): Solidarität statt Standortkonkurrenz. Transnationale Gewerkschaftspolitik entlang der globalen Automobil-Wertschöpfungskette, in: Ludwig, Carmen/Simon, Hendrik/Wagner, Alexander (Hg.), Entgrenzte Arbeit, (un)begrenzte Solidarität? Bedingungen und Strategien gewerkschaftlichen Handelns im flexiblen Kapitalismus, Münster: Verlag Westphälisches Dampfboot, 226–240.

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6
Kapitalismus kennt keine Schamgrenzen | 2019

Simon, Hendrik (2019): Kapitalismus kennt keine Schamgrenzen. Ein Gespräch mit Jochen Schroth über globale Unternehmensstrategien und gewerkschaftliche Handlungsoptionen, 1.12.2019.

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Technische Universität Darmstadt Institut für Soziologie
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