
Hessischer Friedenspreis 2020
Wiesbaden, 14.12.2020 - Der Hessische Friedenspreis 2020 geht an den Ministerpräsidenten von Nordmazedonien, Zoran Zaev, und den ehemalige Ministerpräsidenten von Griechenland, Alexis Tsipras. Dies verkündete der Hessische Landtag am 14. Dezember in einer Pressekonferenz. Zoran Zaev (Sozialdemokratische Liga, SDSM), Ministerpräsident von Nordmazedonien (Mai 2017 bis Januar 2020 sowie seit Ende August 2020), und Alexis Tsipras (Syriza-Partei), Ministerpräsident von Griechenland (Januar 2015 bis Juli 2019), erhalten die Auszeichnung für die Beilegung des Namensstreits zwischen den beiden Staaten. Künftig lautet der Name Mazedoniens „Republik Nordmazedonien“ (Republika Severna Makedonija).
„Wir ehren mit dem Hessischen Friedenspreis zwei Menschen, die sich für Frieden und Völkerverständigung eingesetzt haben und denen es gelang, einen Konflikt, der tief in die Geschichte zurückreicht, zu lösen“, so Landtagspräsident Boris Rhein zur Begründung.
„Die Beiden haben als damaliger griechischer Regierungschef und als mazedonischer Ministerpräsident im jahrzehntelangen Konflikt ihrer Länder Griechenland und Mazedonien um den Namen ‚Mazedonien‘ eine Einigung erzielt. Sie haben damit ein wahrhaft diplomatisches Kunststück geschafft, das davor niemandem gelungen ist. Ohne sie würde der seit der Unabhängigkeit Mazedoniens 1991 geführte Namensstreit weiter schwelen und die Fehde der beiden Nachbarländer hätte die gesamte Balkanregion weiterhin destabilisiert. Der knapp dreißigjährige Namensstreit zwischen der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien und Griechenland konnte am 12. Februar 2019 mit einem Abkommen friedlich beigelegt werden. Ein Kompromiss war gefunden, künftig lautet der Namen des 1991 neu entstandenen Staates ‚Republik Nordmazedonien‘. Erstmals begann eine Zeit gutnachbarschaftlicher Beziehungen und es wurde der Weg für Nordmazedonien als Alliierter in der Nato und Partner in der Europäischen Union geebnet. Und dieser Erfolg wirkt weit über die Region hinaus. Es geht von dem Friedensschluss ein Signal an die Welt hinaus. Es gibt nicht nur das Recht des Stärkeren. Es gibt auch in der heutigen Welt noch den Weg des Respektes und des Kompromisses, den Weg des Friedens und der Stabilität. Und damit haben die Preisträger nichts Geringeres getan, als den europäischen Weg auf eine großartige Weise fortzuschreiben, ohne dass nationale Identitäten aufgegeben werden müssen“, betonte der Landtagspräsident.
„Zoran Zaev und Alexis Tsipras sind vom Muster abgewichen, auf Maximalpositionen zu pochen und eine Übereinkunft als Niederlage oder Landesverrat auszuschließen. Dabei setzten sie ihre politischen Karrieren aufs Spiel und mussten zahlreiche Kompromisse sowie Zugeständnisse innerhalb ihrer Parlamente aushandeln. Mit dem Abkommen geht die Hoffnung auf eine gute Zusammenarbeit und Partnerschaft zwischen Nordmazedonien und Griechenland einher. Die Streitbeilegung ist ein Beispiel der Aussöhnung der Region und Europas insgesamt“, sagte Kuratoriumsmitglied Professor Dr. Nicole Deitelhoff.
Hintergrund
Der Konflikt um den Namen Mazedonien begann nach dem Zerfall Jugoslawiens mit der Unabhängigkeitserklärung Mazedoniens 1991, in der die bis dato jugoslawische Teilrepublik Mazedonien sich den Namen Republik Mazedonien gab. Griechenland erhob sofort Einspruch aufgrund derselben Bezeichnung der Region Makedonien in Griechenland. Der Name Mazedoniens sei griechischen Ursprungs und bezeichne ein historisches Gebiet mit eigener Kultur und Geschichte. Die Republik Mazedonien entgegnete der griechischen Argumentation, dass das Staatsgebiet in der historischen Region der Mazedonier liege und dass das Nationalgefühl unabhängig vom Namen bestehe.
Weiterführende Literatur

Die Festschrift anlässlich des 100. Geburtstags von Albert Osswald stellt den Preis und die Preisträger:innen vor und würdigt den Stifter, der 1970 auch die HSFK gründete. Mehr
PRIF Talk zum Friedenspreis
Im PRIF TALK blicken Karl Starzacher und Bruno Schoch zurück auf die Entstehungsgeschichte und die Preisträger*innen, an die sie sich heute noch am intensivsten erinnern.